Katalog
74 ginale Leinwandrückseite, allerdings mit einem An- strich, aufgetragen mit heißemWachs-Kolophonium- Gemisch, zur Festigung des Bildgefüges. Ob diese Maßnahme 1897/98 erfolgte oder nach einer mut willigen Beschädigung des Gemäldes 1917 ist nicht dokumentiert. 8 Im Zweiten Weltkrieg waren die Großformate an verschiedenen Orten ausgelagert. 9 1945 überführte die Trophäenkommission der Roten Armee die zwei kleineren Formate des Zyklus in die Sowjetunion (»Die Madonna der Familie Cuccina« und »Die Kreuz- tragung«). Protokolle vom 30. September 1955 vermer ken zum Zustand »bei Eintritt in die UdSSR« einige Beschädigungen an den Rändern. Restaurierungen wurden in der Sowjetunion nicht vorgenommen. Der Zustand der beiden Gemälde wurden bei Rückgabe als »befriedigend« eingeschätzt. 10 Nach dem Krieg und der Rückkehr der Gemälde aus der Sowjetunion nach Dresden mussten alle vier Gemälde des Zyk lus wieder ausstellungsfähig gemacht werden. Als Hauptwerke des sogenannten Veronese-Saales war der Cuccina-Zyklus seit 1956 fast permanent ausge- stellt. 11 Viele kleinteilige Farbhebungen prägten indes die Bildoberflächen. Während der jährlich statt- findenden Schließwochen der Gemäldegalerie Alte Meister konnte an diesen Stellen jedoch nur partiell gefestigt werden (Zustand vor der Restaurierung siehe Abb. I b, II b, III a, IVa im Innentitel). Mit der Teil- schließung der Sempergalerie im Jahr 2013 bot sich nach über 50 Jahren die große Gelegenheit, diesen wichtigen Gemäldezyklus Veroneses näher zu unter- suchen und zu restaurieren (Abb. 2 und 3). Das konservatorische Problem 2013 stand die Suche nach der Ursache des alten Pro- blems der wiederholt auftretenden Farbablösungen an erster Stelle. Im Ergebnis der Untersuchungen deutet alles darauf hin, dass für die Ablösung der Malschichten von den Gipsgrundierungen eine Isolie- rung mit Proteinleim, eine sogenannte Leimlösche, ausschlaggebend ist, die an allen Gemälden nachge- wiesen werden konnte (Abb. 4). 12 Materialbedingt stellt sich das hygroskopische Verhalten von Lein- wand, Grundierung, Leimlösche und Farbschicht un- terschiedlich dar und wirkt über lange Zeit als Belas- tung auf das Bildgefüge. Malschichten, die bei Quell- und Trocknungsprozessen nicht folgen können und vermutlich durch die Leimschicht nur eingeschränkt haften, reagieren mit Spannungen, Ablösungen und Ausfällen. Durch die Anbringung der Wandbilder im Palazzo Cuccina in Venedig, wo eine besonders hohe Luftfeuchte vorherrschte, später in Modena und Dresden, waren vielfältige Klimaeinflüsse gegeben. Zusätzlich haben verschiedene Maßnahmen der Kon- servierung und Restaurierung Spuren hinterlassen. So könnten auch die Doublierungen durch den Feuchteeintrag langfristig die Bildschicht zusätzlich geschwächt haben. Die undoublierte »Kreuztra- gung«, die durchdringend mit Wachs-Kolophonium konserviert wurde, lässt heute ebenfalls Farbablö- sungen erkennen, aber in geringerem Ausmaß. Ein Hauptanliegen der Bearbeitung des Cuccina- Zyklus 2013 bis 2017 war, eine dauerhafte Konservie- rung der Malschichten zu erreichen. Erste Arbeitspro- ben führten schnell zu der Feststellung, dass eine Festigung und Niederlegung der gehobenen Mal- schichten ohne eine Abnahme der dicken Firnisschich- ten nicht möglich ist. Die Harzschichten verhinderten eine Flexibilisierung, teils lagen sie im Craquelé und Abb. 2 und 3 Veronese, »Die Hochzeit zu Kana« , Detailaufnahmen im Streiflicht: Die gehobenen Malschichten und bereits eingetretene Verluste sind deutlich erkennbar Abb. 4 Veronese, »Die Hochzeit zu Kana«, Querschliff, Architektur, UV-Fluoreszenz: Zwischen der Grundierung und den Malschichten liegt eine Leimschicht. In der UV-Fluoreszenz wird sie als dünne, hellblau floureszierende Schicht erkennbar
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