Katalog
14 Die Brüder Alvise und Antonio Cuccina waren vor- wiegend im Wolltuchhandel tätig. Die weitge spannten Handelsgeschäfte machten die Familie zu einer der reichsten in Venedig. Sie beauftragten den lombardischen Architekten Gian’ Jacomo de’ Grigi mit einem Palazzo am Canal Grande in der Nähe zum Rialto, dessen Fassadengliederung sich an Serlios Angaben zum Palast »al costume di Venezia« 10 orien- tiert. Veronese zeigt ihn rechts im Familienbildnis (Abb. 3; Abb. S. 28). Als die Cuccina ihn 1566 bezo- gen, demonstrierten sie mit der exklusiven Lage und der repräsentativen Architektur ihre Position im Machtgefüge der Stadt. Insofern ist die Aufnahme ihres Palazzo im Gruppenporträt als Teil der Nobili- tierungsstrategie der Familie zu bewerten. 11 Veronese lässt eine Frau mit Kinderschar und Die- nerschaft aus dem Tor treten, um eine Gondel zu be- steigen; hier ist sicherlich die Hausherrin Zuanna Cuccina gemeint. Über ihr, im Mittelteil des ersten Stocks hinter der Serliana, befindet sich der Festsaal, portego 12 genannt. Er ist der zentrale Raum eines venezianischen Palastes, der sich über die gesamte Tiefe des Hauses erstreckte – also von beiden Seiten Licht erhielt – und als halböffentlicher Festsaal diente, wo Bankette, Empfänge, Musik- und Theater- aufführungen veranstaltet wurden. Offenbar musste auch jeder Gast, der in das imObergeschoss liegende Büro von Alvise Cuccina wollte, durch den portego, während sich im Erdgeschoss das Wirtschaftskontor befand und das zweite Obergeschoss vermietet wurde, beides in Venedig eine übliche Praxis. 13 Die genaue Ausstattung des Saals ist nicht überliefert, in der Regel befanden sich im portego aber Stühle und Tische, Musikinstrumente, Kupferstiche, Landkarten, Abb. 2 Veronese, »Hochzeit zu Kana« , 1562/63, Öl auf Leinwand, 677 × 994 cm, Paris, Musée du Louvre, Inv.-Nr. 142
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1