Katalog
54 Was bisher alle Autoren über Bernhard Kretzschmar als verwunderlich ansahen und mit rechtfertigenden Hypothesen umrankten, war die Tatsache, dass er sich 1919 eben nicht unter den Künstlern befand, die sich in der »Dresdner Sezession – Gruppe 1919« zusammenfanden. Schon seit 1913 war Kretzschmar mit Conrad Felixmüller und Peter August Böckstiegel befreundet. 1917 folgte er Felixmüllers Bemühungen, einen der »Brücke« äquivalenten und strukturell vom Berliner Künstlerkreis um Ludwig Meidner inspirierten Zusammenschluss Dresdner Künstler ins Leben zu rufen. Gemeinsammit der »Gruppe 1917« nahm Kretzschmar im September 1917 an der Ausstellung »Neue Kunst in Sachsen« in der Dresdner Galerie Arnold teil. 8 Die neben Felixmüller zur Gruppe gezählten Maler waren zu dieser Zeit nicht in Dresden anwesend. Böckstiegel und Constantin von Mitschke-Collande befanden sich im Kriegseinsatz, während Otto Lange an der Kunstgewerbeschule in Bromberg (Bydgoszcz) lehrte. 9 Ein Gruppen leben im Sinne einer Schaffensgemeinschaft konnte es also nicht gegeben haben, viel mehr ist anzunehmen, dass die Gruppe zunächst nur ein Konstrukt Felixmüllers und der Galerie war, um dem Auftritt größere Aufmerksamkeit zu sichern. Die Ausstellung formte die Keimzelle für die Gründung der »Dresdner Sezession – Gruppe 1919«. Bernhard Kretzschmar wurde später mitunter als deren Sympathisant dargestellt, 10 war jedoch nie Mitglied der Gruppe und gehörte auch nicht zu den zahlreichen Gast künstlern in den Ausstellungen der Sezession. Fritz Löffler mutmaßte, sein Fernbleiben könnte darin begründet sein, dass er Felixmüllers politisches Engagement als KPD-Mitglied nicht teilte. 11 Doch dies traf auch für die Mehrheit der Sezessionisten zu. 2 Bernhard Kretzschmar vor dem Gemälde Georg platz , um 1930
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