Katalog

57 Die Frage betraf Kretzschmar persönlich immer wieder, da er für Dresdner Verhältnisse recht selbstbewusste Preise für seine Arbeiten ansetzte. Zwar wurde die herausragende Qualität seiner Werke erkannt, und besonders sein ehemaliger Lehrer Robert Sterl setzte sich häufig für ihn ein, doch fühlte er sich immer wieder durch Preisverhandlun­ gen brüskiert. 27 Das Thema weitete sich zu einer allgemeinen Debatte aus, in deren Verlauf Künstler wie Wilhelm Rudolph und Hans Grundig ähnliche Positionen wie Kretzschmar einnah­ men. Gegenstimmen beklagten mit Verweis auf den Unterstützungscharakter der Erwerbungen Ankäufe höherpreisiger Werke, u. a. von Bernhard Kretzschmar. 28 Das Problem lag letztlich in der undurchsichtigen, nach außen wankelmütig erschei­ nenden Haltung der Ankaufskommission, die keine klare Linie zwischen Sammlungs- und Unterstützungsankäufen erkennen ließ. Grund war die immer dringlicher wer­ dende Notwendigkeit der Linderung wirtschaftlicher Notlagen der Künstler. Um eine Reform des Erwerbsprozedere zu erreichen, war Kretzschmars Weg in die künstleri­ schen Interessenvertretungen unumgänglich. Aus seinem Kampf um die Anerkennung des eigenen Werkes wurde so mehr und mehr der Einsatz für die generelle gesellschaft­ liche Achtung gegenüber dem Künstler als schöpferische Persönlichkeit. 3 Bernhard Kretzschmar im Atelier Antonsplatz 1, um 1932, zu sehen sind rechts die Gemälde Der falsche Prophet und Winter in Mockritz

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1