Katalog
76 Kupferhaut überzogen gewesen. Im I. Weltkrieg nahm man jedoch die Metalldeckungen vieler Türme ab; so auch hier. Der Turm wurde dann vollflächig mit Schiefer bedeckt. Bei den Bombenabwürfen auf Dresden erlitt das Bauingenieurgebäude schwere Schäden an Dächern, Treppenhaus und Turm. Nach der Zerstörung stand nur noch das leere Eisen- betonskelett. Ab 1948 prägte etwa 20 Jahre lang die Ochs’sche Ausfachung des Turm-Stahlbetonskeletts mit Glasbausteinen dieses Wahrzeichen der Technischen Hochschule. Ähnlich bemerkenswert wie der Turm war die 35m lange Beobachtungsterrasse in 23m Höhe auf dem Gebäudeflügel längs der George-Bähr-Straße. Drei isolierte und sechs mit dem Gebäude verbundene Instrumentenpfeiler dienten geodätischen Beobachtungen und astronomischen Zeit- und Ortsbestimmungen. Um die notwendige Schwingungsfreiheit her zustellen, ruht die Terrasse auf der Eisenbeton-Rahmenkonstruktion des 3. Obergeschosses. Sie hielt der Brandzerstörung stand. Ochs schuf darin große, helle Arbeitsräume. Die Aus- fachung des Betonskeletts mit »ochsenblutrot« gestrichenen Mauerflächen und großen Fenstern prägt markant die Fassade zur Südseite. Rektorat (Günther-Landgraf-Bau) und Alte Mensa Auf dem Gelände zwischen Helmholtz-, Mommsen-, Dülfer- und Hallwachsstraße plante Karl Wilhelm Ochs einen Gebäudekomplex für die Universitätsverwaltung mit Rektorat und eine Mensaerweiterung. Zwei bestehende Gebäude an der Mommsen- bzw. Helmholtz- straße bezog er ein und schuf mit neuen Verbindungsbauten eine Anlage mit zwei Innen- höfen. Das vorhandene Gebäude an der Mommsenstraße war von Stadtbaurat Paul Wolf als erstes Studentenhaus Deutschlands errichtet worden. Auf dem vom Geheimen Kommer- zienrat Bienert gestifteten, 9200m 2 großen Gelände war der Bau 1922 begonnen, aber wegen der Inflation mehrfach unterbrochen worden. 1925 konnte er von der Hochschulwirt- schaftsgenossenschaft und dem Studentenarbeitsamt bezogen werden. Zwei Mensasäle mit insgesamt 300m 2 Fläche, Verkaufsräume für verbilligte Lebensmittel, Bücher und stu- dentischen Bedarf, Werkstätten für Reparaturen, Verwaltungsräume, Lesesäle, Studenten- arbeitsräume sowie ein Schlafsaal für durchreisende Studenten waren im Gebäude unter- gebracht. Oberhalb des Hauses befand sich eine Gartenanlage mit Terrassen um einen Rasenplatz für Freilichttheater und Tanz. Das bestehende Gebäude an der Helmholtzstraße war das 1935 von Wilhelm Jost gebaute ehemalige Kameradschaftshaus des NSD. Mit dem 1953 fertig gestellten Rektoratsgebäude verband Ochs beide Häuser. Wieder ist dies ein wohlproportionierter Ziegel-Putz-Bau mit sechsteiligen »Ochs-Fenstern« in Kunst steingewänden – heute leider ohne farbige Deckleisten – und asymmetrisch in der Längsfront hervorgehobener Eingangsachse. Deren Betonung plante er als ein in Gebäudehöhe durch- gehendes Rasterfeld. Zur Ausführung kamen dann jedoch eine Holz-Eingangstür im Erdge- schoss und Metall-Fenstertür mit kleinem Balkon im 1. Obergeschoss. Die von Ochs groß- Schemagrundriss des von Ochs geplanten Gebäude komplexes für die Universitäts- verwaltung mit Rektorat und eine Mensaerweiterung
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