Katalog

5 HANS MÜLLER-STEINHAGEN Grußwort Wahrhaftig, zweckmäßig, schlicht – die Bauwerke des Architekten Karl WilhelmOchs (1896– 1988) zeugen von einer Architekturmoderne, die gleichermaßen für Tradition und Ortsbe- zug steht. In Dresden bleibt er vor allem als prägender Architekturprofessor in Erinnerung, der einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau des zerstörten Hochschulareals leistete. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ochs 1947 an die im Herbst 1946 wieder­ eröffnete Technische Hochschule Dresden berufen. Innerhalb weniger Jahre avancierte Ochs zu einem einflussreichen Mitglied der Architekturabteilung. Bis Mitte der 1950er Jahre zeichnete er für die Instandsetzung und Aufstockung des Beyer-Baus verantwortlich und realisierte mit dem Barkhausen-Bau, dem damaligen Verwaltungs- und Rektoratsgebäude, der Erweiterung der Mensa, dem Institut für Grundbau sowie, zusammen mit Walter Henn, weiteren Neubauten am Zelleschen Weg charakteristische Bauwerke des Campus. Mit einer zeitlosen Formensprache und den ausgewogenen Proportionen in der Komposition der großen Formelemente waren sie für das Bauen der Nachkriegszeit stilprägend. Ihm gelang es, überzeugende zweckbestimmte Bauten zu entwerfen, die formal einem durch Sachlichkeit gemäßigten Traditionalismus verpflichtet sind und entgegen den damals geltenden baupolitischen Vorschriften der DDR ohne barockisierendes Dekor auskommen. Noch heute prägen seine architektonischen Werke den Kerncampus der TU Dresden und erfahren große Wertschätzung. Mit dieser Ausstellung und dem sie begleitenden Katalog würdigen wir einen innovativen Vordenker, der neue Maßstäbe für Architekten setzte, denen Authentizität und Gebrauchs- fähigkeit ihrer Bauten mindestens ebenso wichtig sind wie der künstlerische Anspruch. Ochs’ Lebenswerke verknüpfen somit Historie und Zukunft auf ganz besondere Weise. Ich wünsche der Ausstellung gutes Gelingen und allen Besucherinnen und Besuchern viel Freude beim Entdecken von Ochs’ Architekturschätzen.

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