Katalog

12 In seiner Heimatstadt besuchte Ochs 1903 bis 1906 die Volkschule (1903–1906) und anschlie- ßend das humanistische Gymnasium, wo er im August 1914 die Notreifeprüfung ablegte. Im Ersten Weltkrieg als nicht felddiensttauglich befunden, leistete er Dienst als Krankenpfleger beim Roten Kreuz und gehörte von Januar 1916 bis Kriegsende der Sanitätskraftfahrtruppe an. Seiner sich schon im Kindesalter abzeichnenden Begeisterung für das Bauen konnte er 1915 zumindest einige wenige Monate nachkommen und ein Baupraktikum bei der Schaffner & Albert AG in Frankfurt amMain absolvieren. Unmittelbar nach Kriegsende immatrikulierte er sich an der Kunstgewerbeschule in Frankfurt amMain und setzte das Architekturstudium von Mai 1919 bis Dezember 1922 an der Technischen Hochschule Stuttgart fort, die sich in der Zwischenkriegszeit zu einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für Architekten entwi- ckelte. Die für ihn prägendsten Gestalten der »Stuttgarter Schule« waren im Vorstudium Paul Schmitthenner (1884–1972) und im Hauptstudium Adolf Abel (1882–1968), der zu Ochs’ Studienzeit als Assistent bei Paul Bonatz (1877–1956) für die Entwurfsbetreuung zuständig war. Zeit seines Lebens schätzte Ochs Bonatz sehr, der als Architekt eine zwischen Klassi- zismus, moderater Moderne, Bautradition und Landschaftsbezug oszillierende Baukunst vertrat. 1 Zu ihm entwickelte sich aber erst später ein vertrauter, wenn auch loser Kontakt. Planen und Bauen in der Zwischenkriegszeit Als Absolvent der »Stuttgarter Schule« historistisch geschult, zeigen die tradierten Formen seiner ersten Wohnbauten deutlich deren Einfluss. Wie stark Ochs als junger Architekt insbesondere von Schmitthenner geprägt war, wird an seinem ersten Mehrfamilienhaus in Hanau sichtbar, das er 1922/23 für den in Mannheim-Käfertal ansässigen Elektrotechnik-Konzert Brown Boveri und Cie. (BBC) errichtete. Den Auftrag hierzu hatte er noch vor seiner Diplomprüfung erhalten. Ochs hatte bei dem Achtfamilienhaus für die Verwaltungsange- stellten des Konzerns allen Vorstellungen des Bauherrn entsprochen: den aus Ersparnis- gründen geforderten Charakter der Kleinwohnung hatte er gewahrt und gestalterisch an die »gut mainfränkische Bauweise« angeknüpft. 2 Dieses traditionelle Mehrfamilienhaus mit Walmdach und Fensterläden markierte den Beginn seiner bis 1955 andauernden und seine Architektenkarriere entscheidend befördernde Zusammenarbeit mit BBC. Fast ohne Unter- brechung projektierte und baute er nicht nur Fabrikanlagen, Kraftwerke und Wohnhäuser für den Konzern selbst, sondern auch traditionelle Villen für seine Vorstandsmitglieder (u. a. 1926 das Haus Schnetzler in Heidelberg, Jahre später dann das Wohnhaus Lauer-Schmalz in Offenbach). Innerhalb weniger Jahre betraute BBC den Architekten mit demWerksumbau in Mannheim-Käfertal und anschließend mit der Erweiterung des Werks in Großauheim. Das dort von ihm realisierte moderne, gestalterisch stringente Ensemble aus Kesselhaus, Bunker und Fabrikhalle ließ Ochs auch international bekannt werden. 3 Neben zahlreichen weiteren Bauaufgaben für BBC (u. a. die Kraftwerksbauten in Faul- quemont und Guadeloupe) nahm der nach Abschluss seines Architekturstudiums (1922) in Frankfurt amMain freischaffende Architekt noch andere, ganz unterschiedliche Projekte Karl Wilhelm Ochs (v.) mit seinem Bruder Rudolf (l.) und seiner Schwester Eva mit ihrem Verlobten, 1906

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