Katalog

11 2015 konnten die beiden Herausgeber die Stiftung Sächsische Gedenkstätten und das Hannah-Arendt-Institut davon überzeugen, mittels einer Kooperation das wissen­ schaftliche Vorhaben zu realisieren. Im Oktober 2016 fand auf dem Gelände des früheren KZ Sachsenburg ein Workshop statt, der diese Kooperation erstmals widerspiegelte und mehrere der in diesem Band präsentierten Autoren vereinte. Mit dem nun vorliegenden Werk, das 25 Beiträge von 19 Autoren umfasst, wird erstmals eine möglichst viele Aspek- te umfassende Geschichte dieses Konzentrationslagers vorgelegt. Im Einzelnen gliedert sich der Band in vier Blöcke: Zuerst werden die Errichtung der ersten Konzentrationslager in Sachsen und die Entwicklung des Lagers Sachsenburg unter dem Kommando der SA und der SS bis 1937 untersucht. Ein Beitrag über die Abwaschaktion in Chemnitz im März 1933 zeigt, auf welche Weise prominente Gegner der Nationalsozialis- ten vor ihrer Einweisung ins KZ Sachsenburg öffentlich gedemütigt wurden. In einem zweiten Kapitel werden Tätergruppen und einzelne prominente Täter untersucht: Der Fokus richtet sich hier auf die Lagerleiter bzw. -kommandanten von SA und SS, aber auch die Wachmannschaften werden einer Analyse unterzogen. Darüber hinaus zeigt eine Stu- die über die SS-Netzwerke in Sachsen und der preußischen Provinz Sachsen, dass es unzureichend wäre, die Aktivitäten der Sachsenburger SS-Einheiten nur vor dem regio- nalen sächsischen Horizont zu betrachten. Beiträge über die Militarisierung, Brutalisie- rung und Ideologisierung der SS-Bewacher und die fotografischen Hinterlassenschaften des SS-Kommandanten Koch runden dieses Kapitel ab. Das dritte Kapitel fokussiert die Häftlingsgesellschaft in ihrer ganzen Breite: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerk- schafter, Juden, Zeugen Jehovas, Pfarrer beider Konfessionen, Homosexuelle und andere »Vorbeugehäftlinge« werden entweder als Gruppe oder mittels individueller Porträts vor- gestellt. Dabei dominieren die Kommunisten, die mit fast 2 000 Verhafteten die mit Abstand größte Häftlingsgruppe stellten. Ein umfangreicher Beitrag widmet sich dieser Gruppe als solcher, während weitere Beiträge das Thema der kommunistischen Überläu- fer 1933 und ausgewählte Personen beleuchten. In einem vierten und abschließenden Kapitel werden Rezeption und Aufarbeitung untersucht: Die internationale Wahrnehmung des Lagers ab 1933 erweist sich dabei als wesentlich umfangreicher als bislang angenom- men, während im Fall Max Sachs, des bekanntesten Opfers des SS-Lagerterrors, (kollek- tive) Erinnerung und juristische Aufarbeitung Hand in Hand gingen und über mehrere 8  Vgl. www.stsg.de/cms/stsg/ausstellungen/fruehe_kz_in_sachsen ; 19.3.2018.  9  Vgl. die folgenden Hefte in der Reihe »Lebenszeugnisse – Leidenswege«, die von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und demHannah-Arendt-In- stitut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden gemeinsam herausgegeben wird: Kurt Kohlsche, »So war es! Das haben Sie nicht gewußt.« Konzentrationslager Sachsenburg 1935/36 undWehrmachtgefängnis Torgau-Fort Zinna 1944/45 – ein Häftlingsschicksal, Dresden 2001 (Bearbeiter Yvonne Hahn und Wolfgang Oleschinski); Peter Blach- stein, »In uns lebt die Fahne der Freiheit«. Zeugnisse zum frühen Konzentrationslager Burg Hohnstein, Dresden 2005 (Bearbeiter Norbert Haase und Mike Schmeitzner) sowie Gezeichnet. Kunst und Widerstand. Das Dresdner Künstler- paar Eva Schulze-Knabe (1907–1976) und Fritz Schulze (1903–1942), Dresden 2005 (Bearbeiter Birgit Sack und Gerald Hacke). Die Hefte sind auf der Website www.stsg.de unter Publikationen/Schriftenreihen/Lebenszeugnisse-Leidenswege auch als kostenfreier Download verfügbar.  10  Initiative Klick/Volkshochschule Chemnitz/Stadt­ bibliothek Chemnitz (Hg.), Medienbox zur Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenburg. Ein Angebot zur selbst- ständigen Auseinandersetzung mit der Geschichte des KZ Sachsenburg, Chemnitz 2014.

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