Katalog
78 täter Zudem wurden die Bestände des NS-Archivs des Ministeriums für Staatssicherheit aus- gewertet. Davon wurden vor allem die Vorschlagslisten der SS-Totenkopfverbände, der Verfügungstruppen und die Vorschlagslisten zur Verleihung von SS-Dienstauszeichnun- gen einbezogen. 10 Bezüglich der zuerst Genannten fällt auf, dass bei einigen SS-Männern der Zusatz »übernommen von der SA-Mannschaft KL Sachsenburg« 11 aufgenommen wur- de. Außerdem fanden sich Informationen und vor allem Aussagen von Häftlingen zu den Bewachern im Bestand des Generalstaatsanwaltes der DDR der deutsch-deutschen Rechtshilfeersuchen. Von besonderer Relevanz war hierbei das Verfahren gegen Hans Haubold von Einsiedel und weitere Wachmänner. 12 Für die Lebensläufe waren die Be stände der Hauptabteilung IX/11 – »Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen« beim Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (BStU) von besonderem Interesse. Auf die tiefergehende Recherche im Bundesarchiv, Außenstelle Ludwigsburg wurde ver- zichtet. Für künftige Forschungsarbeiten sollte dies jedoch unbedingt berücksichtigt wer- den, da sich hier vorbereitende Unterlagen zum Verfahren gegen Hans Haubold von Ein- siedel finden. Das daraus hervorgegangene Verfahren befindet sich in neun Bänden dokumentiert im Landesarchiv NRW Duisburg. 13 Die Vielfalt der Aktenbestände ermöglichte die kritische Einordnung der während der Straf- verfahren erfolgten Aussagen. Aussagen von Häftlingen ermöglichten eine stärkere Mul- tiperspektivität. Unter anderem konnte auf die Aufzeichnungen von Interviews mit dem ehemaligen Häftling Erich Schade, der Aussagen bezüglich der Wachmannschaften im KZ Sachsenburg treffen konnte, zurückgegriffen werden. 14 Selbstzeugnisse der Wachmann- schaften in Form von Tagebüchern, Briefwechseln oder ähnlichem sind gerade in Bezug auf die frühen Konzentrationslager selten und konnten bislang nicht gefunden werden. 15 THESEN UND VORGEHEN In der Untersuchung wurden zunächst anhand der Geschichte des KZ Sachsenburg die strukturellen Veränderungen unter SA- und SS-Bewachung in den drei Phasen des Auf- baus, der Bewachung durch die SA bis 1934 und durch die SS ab 1934 bis zu Auflösung 1937 sowie die damit einhergehenden veränderten Dimensionen von Gewalt beleuchtet. 16 Die Beschreibung eines sich entwickelnden Systems des Terrors ermöglicht Rückschlüsse auf die möglichen Veränderungen der Motivation der Wachmänner und Kommandanten sowie auf ihre Vorbereitung für das spätere System der Konzentrationslager. Vor allem der Wandel durch die Unterstellung der Lager in die Verantwortung der Inspekti- on der Konzentrationslager unter Theodor Eicke veränderte die Bedeutung und die Struktur des Wachdienstes im KZ Sachsenburg. Karin Orth prägte dabei die These von der »Dachau- er Schule«, die unter Eickes Führung durch militärische Ausbildung und Initiationsriten in den frühen KZ aus den SS-Männern geeignete Wachmänner und Kommandanten für den Einsatz in den Konzentrationslagern machen sollte. Wer sich dafür nicht eignete, so Orth, wurde entlassen. 17 Daraus ergibt sich die Frage, ob sich die Merkmale der »Dachauer Schu- le« in Sachsenburg wiederfanden und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es zu
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