Katalog

80 täter Da die Zahlen nur wenig über die Motivation, deren Veränderung und den weiteren Lebensweg aussagen, werden im kombinierten Zugriff neben der statistischen Auswer- tung exemplarische Biografien vorgestellt. Dabei wird neben der Verortung im untersuch- ten »Kollektiv« auch die Frage aufgeworfen, ob die von Franz Josef Merkl in Bezug auf Max Simon getroffene Interpretation des verdrängten Lebensabschnittes auch für andere Bio- grafien angewendet werden kann. 22 Ebenso werden ausgehend von der Feststellung Ger- hard Pauls, dass kaum Erkenntnisse zur Motivation der Täter in der Zeit zwischen 1933 und 1941 vorliegen, die Beweggründe für den Eintritt und das Verbleiben in der Wach- mannschaft in den Fokus gerückt. 23 Abschließend werden die Ergebnisse zusammenge- fasst und vor dem Hintergrund der bisherigen Erkenntnisse zu den Tätern der frühen und »späten« Konzentrationslager diskutiert und eingeordnet. WACHMANNSCHAFTEN UNTER DER SA Zunächst erfolgte in den beiden ersten Phasen der Geschichte des Konzentrationslagers die Bewachung vornehmlich durch die SA. Das Konzentrationslager Sachsenburg wurde dem sächsischen Ministerium des Inneren unterstellt, wobei das Landeskriminalamt die Oberaufsicht führte. Dabei wurde das KZ Sachsenburg, wie die übrigen Konzentrations- lager, wirtschaftlich der jeweiligen Amtshauptmannschaft, hier Flöha, untergeordnet. Es wurde ein Lagerleiter sowie, falls notwendig, Stellvertreter eingesetzt, die für die »ord- nungsgemäße Durchführung der Schutzhaft« 24 verantwortlich waren. Diese sollten gemeinsammit der Bewachungsmannschaft als Hilfspolizeibeamte verpflichtet werden. 25 Die Entlohnung der Wachmannschaften wurde zwischen Amtshauptmannschaft, Lagerleiter und demMinisterium des Inneren immer wieder neu verhandelt. Es kam sogar zu Beschwer- den der Wachmannschaften bezüglich der Zahlungen. 26 Außerdem wird aus den Unterlagen deutlich, dass die Amtshauptmannschaft die Position vertrat, dass die Personen längst Arbeit hätten, wenn sie nicht in Sachsenburg als Bewacher eingesetzt wären. Daher fordere man die gleichen Rechte wie für Angestellte, so etwa auf Urlaub oder Krankengeld. 27 Schließ- lich hielt das Ministerium des Inneren im Dezember 1933 fest, dass die Vergütung pro Tag von 0,80 auf 1,10 Reichsmark erhöht wird, wovon 0,40 Reichsmark auf ein eingerichtetes Kleiderkonto überwiesen wurden. Direkt wurden 0,70 Reichsmark ausgezahlt und die Bewa- cher erhielten freie Verpflegung. 28 DieWachmannschaften waren zudem bereits mit Pistolen ausgestattet, die der Lagerleiter Max Hähnel jedoch »wegen der mehrfach erwiesenen Unzuverlässigkeit« 29 nicht ausgab, und stattdessen 150 Polizeiknüppel verteilte. 30 Die SA-Männer, die zuvor in anderen Lagern eingesetzt waren, hatten bereits Freiräume für entgrenzte Gewalt erfahren. Dies führte zu einer Brutalisierung und Abstumpfung. Ein Brief des Lagerleiters Hähnel ver- weist auf Bedenken, dass diese Misshandlungen öffentlich wurden. 31

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