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207 beauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) beschränkt, sondern beinhalteten auch umfangreiche Literaturrecherchen in bis- lang publizierten Veröffentlichungen sehr unterschiedlicher Provenienz. 7 Leider konnten aus diesen Publikationen nur wenige Häftlingsnamen entnommen werden, gleiches trifft auch auf veröffentlichte Zeitzeugenberichte zu. Geburtsdaten und -orte, Zugehörigkeiten zu Parteien, Gewerkschaften, Sportverbänden und Kulturgruppen, berufliche Tätigkeiten und Wohnorte sind fast gar nicht überliefert. Diese Problematik wirkte sich für unsere Recherchen ebenso negativ aus wie der allgemeine Hinweis, dass auch Häftlinge mit kri- minellem oder asozialem Hintergrund von Anfang an im KZ Sachsenburg gewesen sein sollen. Aus Fragebögen und Karteikarten der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) ließen sich solche Angaben nicht entnehmen, da dort bekanntlich nur politische Gegner registriert waren. Bis Herbst 2017 ließen sich anhand von Prozess- und VVN-Unterlagen, Karteikarten, Nie- derschriften von Zeitzeugen, wie auch Gesprächen mit ihnen, sowie anhand von Mate­ rialien des ITS Bad Arolsen ca. 7200 Häftlinge namentlich nachweisen. 8 Die von einem ehemaligen Häftling nach 1945 getroffene Schätzung von insgesamt 16000 Häftlingen, die das Lager Sachsenburg durchlaufen haben sollen, ist bislang nicht belegt. 9 1  Der Text wurde von den Herausgebern Mike Schmeitzner und Bert Pampel überarbeitet und ergänzt.  2  Im Jahre 2006 waren erstmals 125 Themen zur Geschichte Sachsens veröffentlicht worden – allerdings fehlte die Zeit des Natio- nalsozialismus 1933–1945. Vgl. Jana Moser, Der »Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen«: Planung und Zukunft. In: Sächsische Heimatblätter, 52 (2006) 1, S. 75/76, hier S.76.  3  Vgl. die InschriftamDenkmal in Sachsenburg; Tausend Kameraden Mann an Mann. Beiträge zur Geschichte des antifaschistischenWiderstandskampfes im Konzen- trationslager Sachsenburg. Hg. von der Kreisleitung der SED Hainichen, Chemnitz 1978, S.8.  4  Vgl. etwa Hohnstein. Jugendburg Ernst Thälmann. Hg. von der Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der Bezirksleitung Dresden der SED und des Rates des Kreises Sebnitz, Dresden 1974, S. 31.  5  Bauzeichnungen mit dem Stempel »Konzentrationslager Sachsenburg-Kommandantur« (Stadtarchiv Frankenberg, Bauunterlagen des VEB Kombinat Baumwolle, Zwirnerei Sachsenburg).  6  Die Recherchen wurden von der Stiftung Sächsische Gedenk- stätten in den Jahren 2008 bis Ende 2013 und 2016/2017 finanziell unterstützt.  7  Vgl. unter anderem Carina Baganz, Erziehung zur »Volksgemeinschaft«? Die frühen Konzentrationslager in Sachsen 1933–1934/37, Berlin 2005; Chem- nitzer Stadtverordnete bis 1933. Hg. von »Phönix« Berufliches Bildungs- und FörderCentrum GmbH, 1997; Chronik des antifaschistischenWiderstandskampfes imBezirkChemnitz-Erzgebirge-Vogtland 1933–1945. Hg. von der Bezirks- leitung Karl-Marx-Stadt der SED, Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, 1969; Klaus Drobisch/Günther Wieland, System der NS-Konzentrationslager 1933–1939, Berlin 1993; Walter Janka, Spuren eines Lebens, Berlin 1991; 83 Tage KZ Zschorlau 1933. Hg. vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der Kreise Stollberg, Aue, Schwarzenberg, 1978; Heinz Kühnrich, Der KZ-Staat 1933–1945, 5., durchgesehene Aufla- ge Berlin 1988; Jürgen Nitsche/Ruth Röscher, Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder, Dresden 2002; Sachsenburg. Dokumente und Erinnerungen. Hg. vom Interessenverband der Teilnehmer am antifa- schistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener e.V., Stadtvorstand Chemnitz, Chemnitz 1994; Dietmar Wendler, Das frühe Konzentrationslager Sachsenburg. Ein Ort des faschistischen Terrors in Sachsen, Sonderheft 2013, Sachsenburger Mahn Ruf. Hg. von Enrico Hilbert in Zusammenarbeit mit der LAG Sachsenburg, Chemnitz 2013; Sachsenburger Mahn Ruf, Hefte 2010 und 2011; Chemnitzer Tageblatt 1933; Der Kämpfer, Januar/ Februar 1933; Der sächsische Grenzbote; Pausaer Anzeiger. Zeitung für Pausa und Umgebung, 55 (1933).  8  Hieraus entstand die im Folgenden zitierte und von Dietmar Wendler betreute Häftlingsübersicht zum KZ Sachsenburg. Bei den namentlichen Übersichten im ITS Bad Arolsen handelt es sich vor allem umVorbeugehäftlinge aus dem Jahr 1937 sowie um Beurteilungen von Häftlingen.  9  Hans Brenner u.a. (Hg.), NS-Terror und Verfolgung in Sachsen. Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen, Dresden 2018, S. 252, FN 9. Die in demBand für Sachsenburg auf S. 331 genannten Häftlingszahlen dokumentieren den Forschungsstand von März 2012.

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