Katalog
385 penspezifisch auf der am Ende dieses Beitrags geschilderten Inhaftierung von Pfarrern der Bekennenden Kirche im Jahr 1935. 16 Hinzu kommt die Berichterstattung in den kommu- nistischen Zeitungen und Zeitschriften der Emigration – etwa in der »Arbeiter Illustrierten Zeitung« (AIZ) oder in »Der Gegen-Angriff« (DGA) bzw. der ihr 1936 nachfolgenden »Deut- schen Volkszeitung«, 17 die alle in Prag (Praha) erschienen. Auch in der Sowjetunion erscheinende Blätter wie die »Deutsche Zentral-Zeitung« veröffentlichten – zumeist basierend auf Informationen der »Roten Hilfe« – Details über das Sachsenburger Lager- leben und den dort seit Juni 1934 grassierenden Terror. 18 Sachsenburg wurde folglich im Ausland partei- bzw. lagerübergreifend rezipiert. Wie der Beitrag von Hugo Gräf zeigt, lässt sich zudem in der Berichterstattung der jeweiligen politischen Gruppen kaum ein Unterschied feststellen etwa hinsichtlich der politischen Verortung von Sachsenburg-Schicksalen: Der Sozialdemokrat Max Sachs wurde beispielsweise auch in der kommu- nistischen Exil-Presse thematisiert. In der Tschechoslowakei – und zumindest bis Februar 1934 auch in Österreich – stellte sich zudem der besondere Umstand ein, dass hier eine deutschsprachige Presseland- schaft sowie mit der deutschen, vorrangig sozialistischen und kommunistischen Emigra- tion nahezu deckungsgleiche politische Lager und Milieus existierten, in denen über Sachsenburg berichtet wurde bzw. in deren Organen Berichte übernommen wurden. 19 Während diese politischen Lager in der Tschechoslowakei bis 1938/39 existierten, war dies in Österreich nur bis höchstens Anfang 1934 der Fall. Dessen ungeachtet berichtete auch dort die nicht-sozialistische Presse etwa über die Pfarrerverhaftungen von 1935. Etwas zurückhaltender agierte die deutschsprachige deutschnationale Presse in der ČSR: Im August 1934 findet sich beispielsweise in der »Reichenberger Zeitung« die Notiz, auf Anweisung des sächsischen Innenministers »seien von den über 500 Schutzhäftlingen«, die in Hohnstein noch in Schutzhaft waren, »weit über die Hälfte entlassen worden. Diese Entlassungen haben dazu geführt, daß in Sachsen künftig nur noch ein Schutzhaftlager in Sachsenburg bestehen bleibt, so daß die Burg Hohnstein wieder für ihre ursprüngliche Bestimmung als Jugendherberge verfügbar wird.« 20 10 Vgl. Ein Universitätsprofessor im Konzentrationslager. In: Arbeiter-Zeitung vom 30.7.1933; Ein Universitätspro- fessor im Konzentrationslager. In: Salzburger Wacht vom 31.7.1933. 11 Vgl. exemplarisch Stätten der Hölle. In: NV, Nr. 11 vom 27.8.1933; Ein Arzt über Konzentrationslager. In: ebd., Nr. 153 vom 17.5.1936. 12 Vgl. exemplarisch für Hohnstein den Artikel Hitler erobert eine Burg. In: NV, Nr. 8 vom 6.8.1933, sowie für Colditz Besuch im Lager. In: ebd., Nr. 16 vom 8.10.1933. 13 Vgl. exemplarisch Hölle Sachsenburg. In: PTB, Nr. 797 vom 17.2.1936. 14 Vgl. exemplarisch Alfred Richter (vermutlich Joseph Roth), Wandlungen in der SS. In: Die Neue Weltbühne, Nr. 21 vom 21.5. 1936, S. 642–645. 15 Hubert Gruber, Muckermann, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 258–260, Online unter www.deutsche-biographie.de/pnd118737295.html#ndbcontent (18.12.2017). 16 Vgl. exemplarisch ImKonzentrationslager tot aufgefunden. In: DdW, Nr. 9 vom 7.3.1937. 17 Vgl. exemplarisch »Deutsch- land ist schöner geworden«. Gräf antwortet Ley. In: DGA, Nr. 10 vom 7.3.1936; Hugo Gräf: Sachsenburg. Bericht aus einer Hölle. In: AIZ, Nr. 25 vom 17.6.1936. 18 Vgl. Drobisch/Wieland, System, S. 244. 19 Vgl. für Österreich das sozialdemokratische Beispiel der Wiener »Arbeiter-Zeitung« in Anm. 10 und der ebenfalls in Wien erscheinenden kommunistischen »Roten Fahne« in Anm. 24. 20 Nur noch ein Schutzhaftlager in Sachsen. In: Reichenberger Zeitung. Tageblatt für das deutsche Volk in der Tschechoslowakei, Nr. 193 vom 18.8.1934.
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