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· 54 · den bürgerlichen Namen Leopold Wölfling zugelegt. Der Vater Ferdinand IV. schrieb am 11. Februar 1903 an Luises Arzt, Profes­ sor August Forrel: »Ich glaube, es ist meine Pflicht Sie darauf aufmerksam zu machen, dass der Einfluss ihres Bruders Leopold Wölfling fatal für sie ist, weil er es ist, der sie mit Leichtigkeit zur Flucht vor dem vä­ terlichen Einfluss direkt in die Beziehung mit Giron getrieben hat. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass dies alles ohne Leopold niemals so gekommen wäre.« 1 Der »Besuch bei ihren Eltern« war nun zur »Flucht« geworden. Die Geschwister hatten den sächsi­ schen Hof an der Nase herumgeführt, in­ dem sie zunächst eine falsche Fährte gelegt und in einem Telegramm mitgeteilt hatten, Freifrau von Fritsch solle Luise in Brüssel in Empfang nehmen. In Sachsen wusste zu­ nächst weder Friedrich August noch sonst irgendjemand Bescheid, wo sich die Kron­ prinzessin von Sachsen aufhielt. Man muss sich einmal in die Situation hineinversetzen, in der sich der 37-jährige Friedrich August befand: Das jüngste von fünf Kindern war gerade ein Jahr und das älteste knapp zehn Jahre alt, und Luise war im vierten Monat schwanger. Er hatte nur durch ein Telegramm seines Schwieger­ vaters Ferdinand IV. an seinen Vater Georg am 12. Dezember 1902 erfahren, dass Luise mit ihrem Bruder von Salzburg aus »unter dem Vorwande eines Ausflugs in die Schweiz gereist ist ohne Angabe eines Aufenthaltsortes«. 2 Links: Luise von Toscanas Liebhaber André Giron. Unten: Luises Bruder Leopold, mit dem sie gemeinsam floh. Rechts: Friedrich August mit seiner Tochter Margarete, Postkarte 1901. Ganz rechts: Luises Mutter Alice, Friedrich August und Luise, o. J.

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