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· 55 · Die zwei schlimmsten Tage in Friedrich Augusts Leben Zwei Tage nach Luises Flucht aus Salzburg schüttete der verzweifelte, besorgte, aber noch hoffnungsvolle Friedrich August in einem Brief seiner Schwiegermutter Alice sein Herz aus: »Liebe Mama! Das waren die zwei schlimmsten Tage meines Lebens. Mein ganzes Innere hat einen Stoß erlitten wie noch niemals. Selig bin ich, daß ich jetzt wenigstens weiß, wo Luise ist. Und da sie darum gebeten hat, daß Frau von Fritsch zu ihr kommen möchte, so habe ich auch die Garantie, daß sie dort bleibt. Frau von Fritsch reist morgen Abend hin und wird sie in ein paar Tagen hierher zurückbringen, so Gott will. Ich bin noch ganz geknigt. Ich habe ihr noch mehr wie mir selber vertrauet und hänge an ihr trotz allem, was passiert ist, mit jeder Faser meines Herzens. Sie ist leichtsinnig, sie ist unklug, sie nimmt es mit der Wahrheit nicht immer genau aber sie ist nicht schlecht von Natur. Ich muß sie jetzt ganz anders behandeln, denn mein Vertrau­ en zu ihr ist auf Jahre hinaus zerstört. Wenn sie jetzt zurück kommt, muß sie mir eine vollständige, rückhaltlose Beichte ablegen über alles und jedes, mag es auch noch so schlimm sein. Denn schlimmer, als das was ich von Frau von Fritsch weiß kann es nicht sein. Dann verzeihe ich ihr. Denn die Liebe ist größer in mir. Ich sehe für die nächsten Jahre meine schönste Aufgabe darin mein Weibchen wieder an meiner Hand aufzurich­ ten und es zu erreichen, daß sie in mir nicht blos ihren Lebensgefährten und den Vater

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