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· 109 · Matthias Donath Die Abdankung des letzten sächsischen Königs Es ist nur eine kurze Notiz, fünf lapidare Worte auf einfachem Papier: »Ich verzichte auf den Thron.« 1 Mit dieser äußerst knap pen Bemerkung, datiert auf den 13. Novem ber 1918 und signiert von Friedrich August III. (1867–1932), endete die Königsherrschaft in Sachsen. 2 Der König selbst erkannte an, dass die Monarchie zu Ende gegangen war, nachdem die Novemberrevolution innerhalb weniger Tage die vermeintlich festgefügte Herrschaftsordnung umgestürzt hatte. Die Revolutionäre hatten die Monarchie für be endet erklärt und am 10. November 1918 in Dresden, im Zirkus Sarrasani, die »Republik Sachsen« ausgerufen. Ein zweites Papier, das der König separat unterzeichnete und von Minister Dr. Rudolf Heinze (1865–1928), dem Vorsitzenden des Gesamtministeriums, gegenzeichnen ließ, trug dazu bei, dass sich der Machtwechsel ohne größeren Wider stand und ohne Blutvergießen vollzog. Es hatte folgenden Wortlaut: »Ich entbinde Meine sämtlichen Beamte, Offiziere, Geist liche und Lehrer von dem Mir geleistete Treueide und fordere sie auf im Interesse des Vaterlandes ihren Dienst weiter zu ver sehen.« 3 Indem der Monarch die Staatsbe amten und Offiziere aufforderte, der neuen Links: König Friedrich August III. von Sachsen, Postkarte, o. J. »Ich verzichte auf den Thron«, Abdankung Friedrich Augusts III. vom 13. November 1918. Regierung den Dienst nicht zu verweigern, machte er deutlich, dass gegen die Republik kein Widerstand zu leisten war. Rudolf Heinze teilte den Inhalt der beiden Papiere, deren Originale im Besitz des abgedankten Königs blieben, umgehend seinem Kabinett mit, welches dem Vereinigten revolutio nären Arbeiter- und Soldatenrat in Dresden davon Mitteilung gab. Dieser wiederum er stellte eine Pressemeldung, welche die Zeitungen in Sonderblättern sofort ver öffentlichten. Demnach hatte Dr. Walter Koch (1870–1947), Minister des Innern, am 13. November 1918 um 19.30 Uhr dem Ver einigten revolutionären Arbeiter- und Sol datenrat folgende Mitteilung zugestellt: »Auf die heute früh mündlich an Seine Exzellenz den Herrn Finanzminister gerich tete Anfrage teile ich mit, daß Seine Majes tät der König auf den Thron verzichtet hat. Gleichzeitig hat Seine Majestät alle Offi ziere, Beamten, Geistliche und Lehrer von dem ihm geleisteten Treueid entbunden und sie gebeten, im Interesse des Vaterlandes auch unter den veränderten Verhältnissen ihren Dienst weiter zu tun.« 4 Damit war der Umsturz unumkehrbar geworden: Die Kö nigsherrschaft war beendet, eine Fortfüh rung in neuer Gestalt, etwa mit einem an deren König, nicht zu erwarten. Wie war es zu dieser Situation und zu dieser Entschei dung des Königs gekommen?
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