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· 111 · Freiherr von dem Bussche-Streithorst (1853– 1918). Nachdem dieser gestorben war, über­ nahm Hausmarschall Georg von Metzsch-Reichenbach (1864–1931), der Neffe des Ministers des Königlichen Hauses Georg Graf von Metzsch-Reichenbach (1836–1927), am 6. November 1918 dieses Amt. Ihm unter­ standen Hofchargen wie der Oberhofjäger­ meister oder der Oberstallmeister. Zudem hatte der König ständige Begleiter, die die Verbindung zur sächsischen Armee sicher­ stellen sollten, die persönlichen Adjutanten. Diese Offiziere, meist aus altem sächsi­ schen Adel und im Generalsrang, gehörten durch ihre ständige Anwesenheit praktisch zur erweiterten Familie des Königs. Ein traditionelles Herrschaftssymbol des Königs war die Jagd. Die Bejagung des Wilds in den Staatsforsten demonstrierte die Aus­ übung der Macht über Tiere und Menschen, hatte also eine staatsrechtliche Bedeutung. Darüber hinaus konnten die Herrscher aber selbst eine Leidenschaft für die Jagd entwi­ ckeln. So war Friedrich August III. genauso wie sein Onkel Albert ein passionierter Jäger. Jagd war seine größte Leidenschaft, ein Großteil seines alltäglichen Handelns und Denkens war mit der Jagd verbunden und auf sie ausgerichtet. Auch während des Krieges übte er fortwährend seine Jagdleidenschaft aus. Darüber hinaus war Friedrich August auch ein leidenschaftlicher und erfahrener Reiter. Wenn es möglich war, brach er zu Aus­ ritten in die Umgebung seiner Wohnsitze auf. Die Wohnorte des Königs wechselten, doch war es eine begrenzte Anzahl an Or­ ten. Bewohnt wurden das Königliche Resi­ denzschloss in Dresden, die Königliche Villa in Dresden-Strehlen sowie die Königlichen Villen in Wachwitz und Hosterwitz bei Dres­ den, die mehr privaten Charakter hatten. Bei Jagden wurden auch das Jagdschloss Wermsdorf und das Jagdschloss Rehefeld im Osterzgebirge aufgesucht, seltener das Schloss Moritzburg. Regelmäßige Jagdauf­ enthalte führten den König nach Sibyllenort in Schlesien. Schloss und Herrschaft Sibyl­ lenort nördlich von Breslau waren seinem Onkel Albert durch die Erbschaft des kin­ derlosen Herzogs Wilhelm von Braun­ schweig-Lüneburg-Oels (1806–1884) zuge­ fallen. An dem Ort, an dem sich der König aufhielt, wurde »das Hoflager aufgeschla­ gen«, was bedeutete, dass der Sitz des Hofes dorthin verlegt wurde. Insofern waren Elemente der mittelalterlichen Reiseherr­ schaft, die von einem ständigen Umherzie­ hen des Landesfürsten geprägt war, bis zum Ende der Monarchie erhalten geblieben. Unterbrechungen in der Abfolge der Hof­ lager brachten die Familienurlaube des Königs, die auch während des Weltkriegs beibehalten worden waren. So hatte der alleinerziehende Vater mit seinen Töchtern den Urlaub vom 13. bis 26. August 1918 in Oberstdorf im Allgäu verbracht. 6

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