Katalog
56 läufige Palais- und Gartenanlage auf dem Festungswall am Ufer der Elbe in Dresden (Abb. 2, 3), die von 1734 bis 1763 sukzessive für ihn ausgebaut wurde, der Garten in Fried- richstadt sowie die Schlösser in Nischwitz bei Leipzig und Pförten bei Forst. Durch den großflächigen Zukauf von benachbartenWirtschaftsgütern in Pförten und der Stadt Forst sollte die künftige Majoratsherrschaft, der Hauptsitz der Grafen von Brühl entstehen. Für die Ausstattung seiner Schlösser nahm Brühl die Dienste verschiedenster Künst- ler in Anspruch. Darunter ist der Architekt Johann Christoph Knöffel (1686 – 1752) zu nennen. 7 NachMatthias Daniel Pöppelmann (1662– 1736) war er der bedeutendste Archi- tekt Sachsens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und gründete seinen Ruhmweni- ger auf Bauten für den König als vielmehr auf Arbeiten für seine Förderer August Chris- toph von Wackerbarth (1662– 1734) und Brühl. Des Weiteren sind auch die Bildhauer Lorenzo Mattielli (1687– 1748) und Gottfried Knöffler (1715– 1779) sowie die Maler Louis de Silvestre (1675– 1760), Bernardo Bellotto (1722– 1780) und Stefano Torelli (1704– 1784) zu nennen. Mit diesenAuftragsarbeitenwurde Brühl zur zentralen Figur des sächsischen Mäzenatentums im 18. Jahrhundert. Diese Position verherrlichte Giambattista Tiepolo (1696 – 1770) in zwei Gemälden, die er für den Grafen malte (Abb. 4, Abb. S. 92). 8 Für die Karriere eines Höflings waren Kenntnisse in der Kunst und denWissenschaf- ten notwendig; das Anlegen von Kunstsammlungen stellte einDistinktionsmerkmal dar. Entsprechend begnügte sich Brühl nicht mit prachtvollen Schlössern, sondern trieb, ebenfalls parallel zu seiner politischen Karriere, den Aufbau verschiedener Sammlungen voran. Durch das Brühl’sche Nachlassverzeichnis und andere Akten, welche nach sei nemTod imZuge der Prozessvorbereitungen erstellt wurden, sind wir sehr gut über den Umfang der verschiedenen Sammlungen, die im Brühl’schen Palais in Dresden und in den Gebäuden im angrenzenden Garten auf demWall aufbewahrt wurden, informiert. So verfügte Brühl neben der berühmten Gemäldesammlung über eine der bedeutends- ten Privatbibliotheken imdeutschsprachigen Raum. DesWeiteren besaß er eine kostbare Skulpturensammlung, ein Naturalienkabinett mit einer exzellenten Elfenbeinsamm- lung, ein Kupferstichkabinett, Preziosen, unter denen die über 800 Tabaksdosen heraus- ragten, Porzellane sowie technische und physikalische Instrumente und eine umfang- reiche Waffenkammer. Abb. 2 Bernardo Bellotto, gen. Canaletto Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke , 1751/53 Öl auf Leinwand, 95 × 165 cm SKD – GAM, Gal.-Nr. 630 Foto: Jürgen Karpinski
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