Katalog
57 Nach demSiebenjährigen Krieg kehrte der zu Beginn des Krieges vor den preußischen Truppen geflohene König August III. zusammenmit HeinrichGraf von Brühl nachDres- den zurück. Ein halbes Jahr später starb August III. Brühl legte kurz darauf alle maßgeb- lichen Ämter nieder. Zwei Wochen darauf, am 28. Oktober 1763, starb auch er. Am Tag nach seinem Tod wurden Mitglieder der Restaurationskommission mit der »Untersu- chung der Ursachen des bei dem Regierungsantritt Ihro Königl. Hoheit des Kurfürsten in allen landesherrlichen Kassen vorgefundenen Geldmangels« beauftragt. 9 In der Folge wurde ein Prozess gegen Brühl vorbereitet. Am 24. Februar 1768 befahl Prinz Xaver, als Verwalter der Regierungsgeschäfte seines noch unmündigen Neffens Friedrich August, die Aufhebung des »fiscalischen Anspruch[s] wieder der Cabinets-Ministre Heinrich Grafen von Brühl Erben«. 10 Für Xaver war »die Ehre des verstorbenen Königs der Haupt- punkt« und ein Verfahren gegen Brühl würde auch das Andenken an seinen Vater, König August III., beschädigen. Somit willigte er in einen Vergleichmit den Brühl’schen Erben ein, welcher diese über 600 000 Taler kostete. 11 Als Grund für die negative Beurteilung Brühls ist, neben innenpolitischen Ausein andersetzungen, vor allem sein außenpolitisches Wirken anzuführen: Er versuchte, mit diplomatischen Mitteln die dauerhafte Etablierung der sächsisch-polnischen Personal union durchzusetzen und wirkte damit demweiteren Aufsteigen der preußischenMon- archie entgegen. 12 Diese Pläne konnten jedoch, auch durch das skrupellose Verhalten Friedrichs II. von Preußen, nicht verwirklicht werden. Sachsen wurde inmehrere Kriege hineingezogen und Schauplatz schwerer Auseinandersetzungen, an deren Ende es wirt- schaftlich ruiniert war. Diesen Verlauf lastete man vor allem den Fehlern Brühls an. Zudem griffen die Ideen der Aufklärung und mit ihnen ein neues Selbstverständnis der Herrschenden auch in Sachsen um sich. So liegt die Verdammung Brühls auch imGegen- satz der aufgeklärten zur absolutenMonarchie begründet. 13 Die Staatsreformvon 1762/63, das sogenannte »Rétablissement«, stellte den Übergang der einen Monarchieform zur anderen dar. Der Protagonist der Reformbewegung war der neue Kurfürst Friedrich Christian, welcher nachweisbar bereits 1750 in starkem Gegensatz zu dem in Sachsen herrschenden Regierungssystem stand. Auf seinen Wunsch hin wurde noch vor dem Ende des Siebenjährigen Krieges eine Restaurationskommission eingerichtet. 14 Mit Abb. 3 Michael Keyl nach Christian Ambrosius Encke Plan Général du Jardin, où etoit le Belvedere, avec ses Tenants et Aboutissants , 1761 Kupferstich, Radierung, 27,8 × 66,1 cm (Platte) Bezeichnet: Dessiné par C. A. Encke. Beschriftet: Plan Général du Jardin, où etoit / le Belvedere, avec ses Tenants et Aboutissants. / a. le Palais de Mgr. le Premier Ministre le Comte de Brühl. / b. la grande Cour. c. les petites Cours. d. la Cour d’Escaliers. e. les Cabinets de / le verdure et des Berceaux. f. la Bibliotheque. g. le Salon. h. la Galerie des Tableaux. / i. le Belve dere ruïné. k. le Berceau rond. l. la Menagerie dans le Souterrain. / m. la Sale des Orangeries. n. L’Ave nue de L’Arsenal. o. le Theatre. / p. le Reservoir avec son Observa toire. q. le Cabinet des Curiosités naturelles. / r. L’Arsenal et la Fon derie. s. Maisons de Bourgois. t. L’Ecurie. / u. la grande Fischer gasse. v. la petite Fischergasse. SLUB, Kartensammlung, Inv.-Nr. SLUB/KS B1604 Foto: Georg Zimmermann
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