Katalog
59 er wurde ihmunentbehrlich durch seine Geschäftskenntnis, seinen Unternehmungsgeist, seine Klugheit und seine wirkliche Ergebenheit. Brühl betrachtete ihn als Freund: er gab ihm keine regelmäßige Besoldung, sondern zeitweise ansehnliche Geschenke.« 16 Das enge Verhältnis zu Brühl brachte Heineken in Schwierigkeiten. Am Vorabend des Todes des Grafen wurde er in seinem Haus festgesetzt, Räume mit Dokumenten wurden versiegelt. 17 Die Kommission, welche zur Untersuchung der Brühl’schen Misswirtschaft eingesetzt wurde, setzte sich auch mit Heineken auseinander. Ihm wurden verschiedene Tatbestände vorgeworfen: So beschuldigteman ihn, aus demArchiv des Grafen Brühl und dem ehemaligen Archiv des Grafen Hennicke Dokumente und Schriften bezüglich lan- desherrlicher Angelegenheiten entfernt oder vernichtet zu haben. 18 Zudem beschäftigte sich die Kommission eingehendmit Heineken als Gemäldehändler, da hier Unregelmäßig- keiten vermutet wurden. Insbesondere der Weiterverkauf von 173 Gemälden aus der königlichen Sammlung wurde Heineken angelastet. 19 Des Weiteren hatte sich Heineken wegen der Verwendung der sogenannten »Forstaischen Baubegnadigungsgelder«, welche sich auf insgesamt 9 000 Taler beliefen, zu rechtfertigen. 20 Ein letzter Vorwurf bezog sich auf einen Ausspruch Heinekens, dem zufolge er über die Mitglieder des Geheimen Konsi- liums gesagt haben soll, dass diese »keinen Handelsgeist mehr besitzen« würden. 21 Die Untersuchungen zogen sich über einen längeren Zeitraum hin. Erst imDezember 1764wurde der Arrest beendet. Heineken hatte Dresden daraufhin zu verlassen und durfte sich dem Dresdner Hof auch in Zukunft nicht mehr nähern. 22 Die Untersuchung gegen ihn wurde jedoch fortgesetzt und erst Anfang 1769 offiziell eingestellt. Heineken zog sich auf sein Gut Altdöbern zurück, wo er sich vor allem seinen wissenschaftlichen Studien widmete. Allerdings betätigte er sich von 1772 bis 1778 nochmals als Verwalter der Brühl’schen Güter – dieses Mal jedoch imDienst der Erben seines ehemaligen Dienstherrn. 23 Die wirtschaftlichen Unternehmungen Zum Zeitpunkt seines Todes besaß Heinrich Graf von Brühl umfangreichen Grund besitz in ganz Sachsen sowie in Polen. Das Brühl’sche Nachlassverzeichnis gibt über die deutschen Güter Auskunft: Neben dem wertvollsten Besitz Forst-Pförten imWert von 350 000 Reichstalern besaß Brühl in und bei Dresden sowie in Sachsen Ländereien im Wert von weit über einer Million Reichstalern. 24 Der deutsche Besitz wurde von Heine- ken verwaltet. In zahlreichen Briefen gab Brühl Anweisungen zur Verschönerung und zum Ausbau der einzelnen Güter, diese waren jedoch häufig weniger Quartier für die Brühl’sche Familie denn Wirtschaftsgüter. In einer frühen Biografie über Brühl findet sich eine Liste mit den Erträgen des Besitzes, die mithilfe heute verschollener Quel- len erstellt werden konnte. 25 Der Autor gibt bei sieben von 13 Gütern an, dass diese ver- pachtet waren, die Schlösser aber von der Brühl’schen Familie genutzt wurden. Dazu gehörten unter anderemNischwitz und Seifersdorf. Die restlichen Güter, wie Forst-Pför- ten, Gaussig oder Sörnewitz, wurden selbst bewirtschaftet. Die Erträge aller Güter, ein- schließlich der verpachteten, betrugen anfänglich (1744 und 1745) unter 10 000 Reichs taler, da die Einkünfte zu einem großen Teil zumAusbau verwendet wurden. Später (ab 1748) konnten die Erträge auf über 40 000 Reichstaler gesteigert werden. Erst mit Beginn des Siebenjährigen Krieges verringerten sie sich wieder. In den Briefen Brühls an Heineken finden sich immer wieder Anweisungen zur Be wirtschaftung der Güter in Sachsen. So beauftragte er Heineken zumBeispiel am 19. Ok tober 1749, die Gutseinkünfte bis zum Jahresende festzustellen. 26 Allerdings scheint sich
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