Katalog
290 Die wandfeste Innenausstattung des Schlosses Altdöbern ist trotz der vielenZerstörungen und späteren Veränderung bis heute ein herausragendes Beispiel des sächsischen Rokoko. Nicht nur an der Architektur des Schlosses und bei der Anlage des Gartens, sondern auch an der Ausgestaltung der Innenräume wirkten einige der bedeutendsten Dresdner Hof- künstler der Epoche mit. 1 Die Ausstattung der Innenräume hat somit ihre Vorbilder und Parallelen in einer Reihe anderer Schlösser, die in der zweitenHälfte der augusteischenÄra unter August III. von Polen erbaut worden sind. Jedoch haben nur wenige dieser Ver- gleichsobjekte, die die inAltdöbern abzulesenden künstlerischenHandschriften spiegeln, die Zeiten überdauert. Lediglich das königliche Jagdschloss Hubertusburg inWermsdorf und die Brühl’schen Schlösser inNischwitz undMartinskirchen bieten sich heute als Refe- renzpunkte zumstilistischenVergleich an, denn in diesen arbeitetenmehrere der ebenfalls für Altdöbern tätigen Künstler. Heineken engagierte für die Ausstattung seines Schlosses vor allem Dresdner Hof- künstler, mit denen er in Dresden bekannt war und die er selbst dort protegiert hatte. Darunter stechen die Namen der Maler Stefano Torelli (1704– 1784), Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712– 1774), Joseph Krinner (erste Erwähnung vor 1755 – nach 1770), Franz Karl Palko (1724– 1767), der Bildhauer Pierre Coudray (1713– 1770) und Joseph Deibel (1716 – 1793) sowie der Stuckateurwerkstatt des Giuseppe Bossi hervor. In den Wand abwicklungen der wichtigstenRepräsentationsräume, zu denen der Festsaal, dasWatteau zimmer und das Holländische Zimmer gehören, werden dabei der Einfluss und der Stil des Oberlandbaumeisters Johann Christoph Knöffel (1686 – 1752) spürbar, der das säch- sische Rokoko über das Oberlandbauamt wesentlich prägte. Interessant ist hierbei die Frage, welche der Künstler für die Ausführung ihrer Aufträge überhaupt nach Altdöbern reisen mussten. Ein Aufenthalt vor Ort ist mit Sicherheit nur für die wandfeste Dekora- tionsmalerei von Krinner, für das Deckenbild von Palko sowie für die Stuckateure anzu- nehmen. Für Dietrich hingegen ist bekannt, dass er seine dekorativen Leinwandbilder in Dresden auszuführen gewohnt war. Dies trifft wahrscheinlich auch auf die beiden kleinen verlorenen Plafonds in den Gartenpavillons und für die Reliefmedaillons von Coudray im Festsaal sowie auf die Holzschnitzarbeiten der Deibel’schen Werkstatt zu. Die Male- reien des aus Bologna stammenden Malers Stefano Torelli in den zwei Pavillons im Garten, von denen wir heute nicht einmal mehr die Bildthemen kennen, gingen bereits im 19. Jahrhundert verloren. Heineken berichtet in seinen Neuen Nachrichten von 1786 dar- über: »Auch sind zwey Plafonds, welche er in zwey Cabinetten des Gartens zu Altdöbern gemalt hat, noch in der Niederlausitz von ihm vorhanden.« 2 Thomas Liebsch Zur Innenausstattung des Schlosses Altdöbern im 18. Jahrhundert Abb. 1 Tafelsaal (Holländisches Zimmer) , vor 1930 Foto: aus Schmidt 1930, Taf. 16
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