Katalog

292 Im heutigen Schloss Altdöbern sind nur noch wenige Räume mit originaler Wand- malerei oder Stuck aus Heinekens Zeit erhalten geblieben. Dennoch vermitteln diese historischen Relikte eine sehr gute Vorstellung von der damals in Sachsen realisierten Innendekoration. Sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss des Schlosses sind die der Repräsentation dienenden Räume mit höherem Aufwand ausgestattet worden als die eher privaten Zwecken vorbehaltenen Zimmer. So bewegt sich der Besucher vomHaupt­ eingang über das Vestibül, die Haupttreppe und durch den Kleinen Saal zum Ersten Paradezimmer, das wohl ursprünglich als eine Art antichambre des als Audienzsaal ge­ meintenWatteauzimmers diente. Nur der Festsaal oder Marmorsaal übertrifft in Größe und vor allem in den verwendeten Materialien alle anderen Räume des Schlosses. Ins- gesamt ist die Raumdisposition der beiden Etagen des Schlosses ein dem Umbau ge­ schuldeter Kompromiss zwischen vorgefundenen Zuständen und den Anforderungen einer damals zeitgenössischen Raumaufteilung. 3 Der in Grün gehaltene Tafelsaal im Erdgeschoss, der wegen der schmückenden Genre­ bilder auf Leinwand auch Holländischer Saal genannt wird, ist mit hölzerner Wandver­ täfelung, sogenannter Boiserie, ausgestattet (Abb. 2). Diese besteht über der Sockelzone aus einer Pilastergliederung, in die teilweise zweispillige Kandelaber eingefügt waren (Abb. 1). Zwischen den Pilastern als Gliederungselementen findet sich eine Täfelung aus drei ver­ schieden großen geschwungenen Feldern, derenmittleres jeweilsmit einemGemälde ver­ sehen ist. Die Gemälde sind durch filigrane, als Rocaillen ausgebildete Leisten gerahmt und zeigen Szenen aus dem Bauernleben nach Motiven des flämischen Malers David Teniers d. J. (Abb. 3). Die Tiefenstaffelung der Vertäfelung, die durch farblich leicht variierte Vor- und Rücklagen belebt wird, gibt der Wand ein fein abgestuftes Relief; vergoldete Zierleis- ten undOrnamente auf grünemGrund akzentuieren die Dekoration. 4 Das abschließende Gesims öffnet sich nur über der Türachse zum Vestibül hin als eingerollter Giebel, in den eine Stuckkartusche eingeschrieben ist. Die filigranen Stuckelemente der Decke verteilen sich auf denMittelachsen, aber vor allem an den Raumecken und in der Deckenmitte. Die Abb. 2 Tafelsaal (Holländisches Zimmer) vor der Restaurierung , 2008 Foto: Thomas Liebsch

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