Katalog

293 Ausarbeitung ist, wenn auch flach und zart, doch sehr qualitätvoll. Jede einzelne Stuck­ figur ist als eigenständiges Motiv behandelt, ohne an anderer Stelle wiederholt zu werden. Vermutlich kam imHolländischen Saal wie im Festsaal die Werkstatt des Giuseppe Bossi zum Einsatz, deren Arbeiten aus Nischwitz, Hubertusburg und der Katholischen Hofkir- che in Dresden bekannt sind und als Vergleich herangezogen werden können. Der Künstler der ursprünglich sieben Leinwandgemälde, die zur integralen Raumaus- stattung gehörten und von denen noch drei vorhanden sind, ist bisher unbekannt geblie- ben. Die Maler Torelli, Dietrich oder Palko sind jedoch aufgrund der eher handwerkli- chen Ausführung auszuschließen. Vermutlich entstanden die bäuerlichen Genreszenen auf Veranlassung des Auftraggebers nach Stichvorlagen, die er in seiner eigenen Kupfer- stichsammlung besaß. Ein kleines Foyer ist demVestibül vorangestellt und führt über eine Stufe in Letzteres. Die Decke ist durch ein flaches Kreuzgratgewölbe gebildet, wodurch die Gliederung der Felder für die monochrome Deckenmalerei vorgegeben ist. Die Malerei erinnert stilis- tisch an signierte und datierte Malereien von Joseph Krinner 5 imTreppenhaus, wenn sie auch imVergleich in den Blumen- undMuschelmotiven viel grober ausgefallen ist. Groß- flächige Restaurierungen scheinen den originalen Raumeindruck hier etwas zumodifi- zieren. Zu Recht wurde darauf hingewiesen, dass durch die monochrome Farbgebung zwischen Grün, Grau und Braun der Eindruck eines Gartensaals entsteht. 6 Dargestellt sind Puttenmit sinnfälligen Attributen, die auf Tätigkeiten wie die Holzlese, das Schafe­ hüten, das Angeln und das Jagen hinweisen (Abb. 4). An das Vestibül schließt sich unmittelbar das Haupttreppenhaus an, dessen Wände mit reicher Architektur-Perspektivmalerei von Joseph Krinner verziert sind (Abb. 5, 6). Das etwas dunkler wirkende Deckenbild wird Franz Karl Palko zugeschrieben, jedoch weist es durch großflächige Übermalungen nur wenige Partien an originaler Malerei auf. Der aus Pressburg (Bratislava) stammende Krinner ist als Künstler in Sachsen nur durch seine Arbeiten in Altdöbern sicher zu fassen, hat er doch hier im oberen Treppenhaus Abb. 3 Drei Bauerndarstellungen aus dem Holländischen Zimmer , um 1750, Öl auf Leinwand, 2008 Foto: BSG

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