Katalog
308 Den heutigen Besucher des Schlossparks Altdöbern empfangen schon von Weitem die beiden überlebensgroßen Figuren vor der Schlossfassade. Der Blick dorthin wird flan- kiert von einer weiteren Figur am linken Wegesrand (Abb. 1). Dies lässt den Besucher hoffen, noch mehr Bildwerke im Park zu finden. Im Heckentheater, besonders aber im sogenannten Französischen Garten , dem ehemaligen Spielegarten, stehen ebenfalls Skulp- turen, doch bilden all diese Werke zusammen nicht einmal die Hälfte des Bestands an Sandsteinfiguren, der im 18. Jahrhundert für das Schloss geschaffenwurde. Mit Blick auf viele andere Barockgärten ist es dennoch erstaunlich, dass in Altdöbern eine relativ große Gruppe von Figuren, einige darunter von exquisiter Qualität, die Zeiten imFreien überstanden hat. Allerdings schmerzt ihr zum Teil stark restaurierungswürdiger Zu stand. Eine größere Anzahl vonWerken harrt mitunter schon Jahrzehnte imDepot der Restaurierung und damit einer Wiederaufstellung; und vereinzelte Skulpturen sind seit der Nachwendezeit nicht mehr auffindbar. Im Folgenden soll eine Bestandsaufnahme jener Skulpturen erfolgen, die sichmateriell erhalten haben, und derjenigen, die zumin- dest in Bild und Schrift überliefert sind. Die ältesten nachweisbaren Skulpturen stammen offenbar aus der Zeit um 1720. Generalmajor Alexander Dietrich von Eickstedt (um 1660– 1727) hatte 1712 die Anlage mit einemRenaissanceschloss erworben und ab 1717 seiner Zeit gemäß umgestalten und teilweise neu errichten lassen. 1 Von den Skulpturen aus dieser Zeit sind zwei Großfigu- ren und acht Putti erhalten. Letztere beschreibt zuerst Otto Eduard Schmidt im Jahr 1930. Die Figuren beziehen sich spielerisch und mit klar definierten Attributen auf ihren Be stimmungsort und stellen Beschäftigungen dar, die für das wirtschaftliche Auskommen des Gutes Altdöbern von Bedeutung waren: »Ackerbau, Schafzucht, Milchwirtschaft, Gemüsebau, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Bäckerei und Jägerei« 2 (Abb. 2– 13). Ihrer jeweiligen Rolle entsprechend sind ihnen Spaten, ein Schaf, ein Milchkrug, Ge müsesorten, ein Bierkrug, Schnapsfläschchen, Gebäck und ein Gewehr beigegeben. Darüber hinaus erwog bereits Schmidt, dass schon seinerzeit der Zyklus der Allegorien nicht mehr vollständig war. »Sicherlich waren auch der Obstbau und die Fischerei durch Figuren vertreten«, zwei Figuren, die »spätestens seit der Weltkriegszeit abhanden ge kommen« 3 sind. Fraglich ist, warumdie von Schmidt genannten undmit Recht zu erwar- tenden Allegorien des Obstbaus und der Fischerei nicht auftauchen, dagegen aber die der Herstellung alkoholischer Getränke. Nicht ganz auszuschließen ist, dass im Zuge späterer Veränderungen des Gartenensembles sowie nachweislicher Umstellungen von Skulpturen auch einzelne Figuren entfernt worden sind. Unsicher ist zudem der ur sprüngliche Aufstellungsort der Allegorien. Schmidt schreibt, einige von den Figuren Stefan Dürre Barockskulpturen im Schlosspark Altdöbern
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