Katalog

14 Carl Heinrich Heineken studierte ab 1724 Rechts- und Literaturwissenschaften an den Universitäten Leipzig und Halle. Etwa um das Jahr 1730 trat er eine Stelle als Haus- lehrer bei demmit ihm befreundeten Hofpoeten Johann Ulrich von König (1688– 1744) in Dresden an. Wenig später diente er in gleicher Funktion beim sächsischen Staats­ minister Alexander Josef Graf von Sulkowsky (1695– 1762). Im Jahr 1739 wurde Heineken als Privatsekretär und Bibliothekar in die Dienste des Kabinettsministers Heinrich Graf von Brühl (1700– 1763) berufen. Als erster Sekretär war er in der Hauptsache als Verwal- ter undOrganisator des umfangreichen Brühl’schen Besitzes tätig. Infolge seiner Anstel- lung beim Grafen Brühl bestallte ihn der sächsische Hof mit den Ämtern des General- akzisesekretärs, des Kammerrats und Oberamtsrats. 4 Nach demAbleben von Johann Heinrich von Heucher (1677– 1747), dem langjährigen Direktor des königlich-kurfürstlichen Kupferstichkabinetts, wurde Heineken durch ein Dekret Kurfürst Friedrich Augusts II. (als König von Polen August III., 1696 – 1763) zu dessen Nachfolger ernannt. 5 Unter Heinekens Leitung konnte der Grafik- und Zeich- nungsbestand des Kabinetts erheblich vergrößert werden. Er unterwarf die Sammlung einer Umstrukturierung nach neuartigenOrdnungsprinzipien und führte groß angelegte Inventarisierungsprojekte durch, wovon bis heute seine Manuskripte zeugen (Abb. 5). 6 Als »Dirigent« eines europaweit operierenden Kunstagentennetzes, welches aus Diplomaten, Kunsthändlern, Malern, Kunstkennern, Schriftstellern und Kosmopoliten bestand, gelang es Heineken, die zahlreichen Gemäldeankäufe für die königliche Bilder- galerie zu steuern. 7 Unter seiner Mitwirkung kamen Kunstwerke von Weltrang aus Ita- lien, Frankreich, denNiederlanden, Spanien und den habsburgischen Landen nachDres- den, darunter Correggios La famossissima Notte und Raffaels Sixtinische Madonna . Diese Ankäufe wurden gekrönt durch den Umbau des alten kurfürstlichen Stallgebäudes zu einer der ersten großen Gemäldegalerien in Europa, die im Jahr 1746 eröffnet wurde, und durch die Publikation des königlichen Bilderschatzes in einer zweibändigen Prachtaus- gabe, die 1753 und 1757 erschien. 8 Bereits im Jahr 1748 schlug Heineken König August III. die Gründung einer Kunstakademie vor, was dieser aber ablehnte. Abb. 3 Balthasar Denner Catharina Elisabeth Heineken (1685–1757) , um 1740 1945 in Bollensdorf verbrannt Album Foto: Martin Schuster Abb. 4 Catharina Elisabeth Heineken Christian Heinrich von Heineken , 1721–1725 1945 in Bollensdorf verbrannt Album Foto: Martin Schuster Abb. 5 Carl Gottlieb Rasp nach Marcello Bacciarelli Carl Heinrich von Heineken , vor 1781 Kupferstich, Radierung, 15,7 × 9,2 cm Privatbesitz Foto: Constanze Treue

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