Leseprobe

Die Stadtbrände von 1634 und 1709 sowie andere Katastrophen hinterließen auch am Rathaus ihre Spuren. Die Schäden des Dreißigjährigen Krieges konnten in den 1650er und 1670er Jahren unter dem Ratsmaurermeister Matthäus Pötzsch beho­ ben werden. Aus dieser Zeit stammt auch die kunstfertige Innenausstattung der Ratsstube mit Stuckdekorationen und Holzvertäfelungen. Auch die bis heute erhaltenen Fassaden stam­ men aus dem Barock und lassen die spätmittelal­ terliche Entstehung des Rathauses kaum mehr vermuten. Charakteristisch sind die senkrechten Fensterachsen und die Putzgliederungen der Außenwände. Auf der Hauptmarktseite baute man 1863 ein vorgelagertes Verkaufsgewölbe an, das seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch für Verwal­ tungszwecke genutzt wird. Der Eingang ins Rathaus liegt auf der dem Fleischmarkt zugewandten Seite. Im mittig hervor­ tretenden Risalit befindet sich ein doppelläufiges Treppenhaus, das auf einen Entwurf des Dresdener Generalakzisbaudirektors Johann Christoph von Naumann aus dem Jahr 1729 zurückgeht. Der Trep­ penhausbau ist mit korinthischen Säulen geglie­ dert, die zwei Geschosse überspannen. Darüber thront ein geschwungener Giebel mit einer Muschelnische. Die imposante Gestaltung spiegelt die gehobenen Ansprüche der Bautzener Stadtre­ gierung im Barock: Die Schäden des Dreißigjähri­ gen Krieges waren überwunden, die Stadt betrieb überregionalen Handel und erlebte unter kursäch­ sischer Herrschaft einen wirtschaftlichen Auf­ schwung. Bedeutende Bauten rings um den Hauptmarkt Rechts neben dem Rathaus steht das sogenannte Stadthaus oder Syndikatshaus, in dem heute die Tourismus-Information untergebracht ist. Die klas­ sizistische Fassade des Gebäudes lässt nicht ver­ muten, dass seine Geschichte bis ins 14. Jahr­ hundert zurückreicht. Hier fanden zeitweise die Zusammenkünfte des Oberlausitzer Sechsstädte­ bundes statt. Zu anderen Zeiten lebten und arbei­ teten im Stadthaus hohe städtische Beamte. Im 19. Jahrhundert war zeitweise die städtische Spar­ kasse hier untergebracht, später beherbergte das Haus die Steuerverwaltung. Auch die Polizeiwa­ che befand sich von 1732 bis 1893 an diesem Ort, worauf ein großes Rechteck im Pflaster direkt vor dem Stadthaus noch heute verweist. Das Haus Hauptmarkt 3 an der Ecke zur Korn­ straße ist das ehemaligeWohnhaus des Bautzener Ratsstube im ersten Obergeschoss des Rathauses (heute Ratssitzungssaal) 37 Hauptmarkt und Fleischmarkt  >>> Hauptmarkt

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