Leseprobe
zurückgeht. Der Altaraufsatz gehört zu den Haupt werken der genannten Bautzener Künstler und markiert den Übergang von den Formen des frühen Barock hin zum Hochbarock. Ebenfalls im Chor aufgestellt ist der kunstvoll gearbeitete Taufstein von 1597, der ursprünglich für den lutherischen Teil des Petridoms bestimmt war. Er gelangte erst 1619 nach St. Michael und ist dasWerk des Pirnaer Bildhauers Michael Schwen cke. Sein sechseckiger Fuß ist mit einer Scheinar kade verziert, in deren Bögen Kinderfiguren sitzen. Sie reichen sich Trauben als Sinnbild für das Blut Christi. In diesem Motiv finden sich die Sakramen te Taufe und Abendmahl symbolisch vereint. Die Entstehung des Taufsteins ist mit einem Schlüsselmoment der Bautzener Kirchengeschich te verbunden: Das katholische Kollegiatstift und der lutherische Rat führten seinerzeit einen Streit um das Pfarrrecht der Taufe, der erst durch König Rudolf II. geschlichtet wurde. Mit der Kanzel aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts besitzt die Michaeliskirche noch ein drittes frühneuzeitliches Kunstwerk. Allerdings gehört die Kanzel nicht zur ursprünglichen Ausstat tung. Sie stammt vielmehr aus der Rochlitzer Petri kirche und gelangte erst 1976 nach Bautzen, als der Innenraum von St. Michael neu gestaltet wurde. Die Alte Wasserkunst – ein Meisterwerk frühneuzeitlicher Ingenieurskunst In unmittelbarer Nachbarschaft der Michaelis kirche steht die 2 Alte Wasserkunst , eines der Wahrzeichen Bautzens. Sie ist gleichzeitig ein Denkmal der Architektur und Ingenieurskunst von überregionalem Rang. Ihre Baugeschichte reicht bis in die Jahre 1495/96 zurück: Zunächst entstand an ihrer Stelle ein Pumpwerk mit einem hölzernen Turm. Als die Holzkonstruktion jedoch mehrfach abgebrannt war, entschloss sich der Rat im Jahr 1558, einen steinernen Turm zu errichten. Mit dem Bau wurde der Ratsbaumeister Wenzel Röhr scheidt d. Ä. beauftragt. Der Turm als Bollwerk der Stadtmauer Der Turm der Alten Wasserkunst ist sowohl das Gehäuse einer technischen Anlage als auch ein zentrales Verteidigungsbauwerk der Stadt. Seine Wehrgeschosse sowie der Wehrgang, der am Sockelgeschoss verläuft, und die obere Plattform mit Zinnenkranz dienten zur Abwehr feindlicher Belagerer. Nicht nur die Stadtmauer musste an dieser Stelle vorAngreifern geschützt werden, son dern auch der Spreeübergang unterhalb desTurmes und vor allem die Versorgungsanlage der Alten Wasserkunst, die imAngriffs- oder Belagerungsfall für die Stadt überlebenswichtig war. Die technische Anlage der Alten Wasserkunst Mit zunehmender Höhe nimmt die Stärke des Mauer werks ab, was demTurm seine unverwechselbare, sich verjüngende Silhouette verleiht. Im massiven Sockel befand sich das Herzstück der Anlage: ein Die Alte Wasserkunst diente zur Wasserversorgung und alsVerteidigungsanlage. 111 Rund um die Alte Wasserkunst >>> Wendischer Kirchhof
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