Leseprobe
bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert eine der artige technische Anlage. Dies spricht für die wirt schaftliche Bedeutung und die finanziellen Mög lichkeiten, die die Stadt als Hauptort der Oberlau sitz damals besaß. Bautzens historische Wasserversorgung Allerdings lässt sich der Bau derAltenWasserkunst in Bautzen auch mit schierer Notwendigkeit erklä ren: Durch ihre Lage auf einem Felsplateau ober halb der Spree war die Wasserversorgung der Stadt stets mit großemAufwand verbunden. Insbe sondere während der warmen Sommermonate reichten die in den Felsen getriebenen Brunnen für die immer dichter besiedelte Stadt bei Weitem nicht aus. Aus diesem Grund ließ der Rat zunächst die Alte Wasserkunst bauen. Diese speiste zahlreiche Wasserbecken, die auch als Röhrkästen bezeichnet werden, auf öffentlichen Plätzen aufgestellt und mit Holzrohren untereinander verbunden waren. Einen direkten Hausanschluss besaßen nur sehr wenige Häuser, wie zum Beispiel der städtische Weinkeller, das Domstiftsgebäude, die Ortenburg oder auch die wichtigen Gasthöfe der Stadt. Sie entrichteten für den Anschluss einen jährlichen Wasserzins, während die übrigen Bewohner sich ihr Wasser an den öffentlichen Reservoiren holen mussten. Für den Transport bis in die Häuser gab es hölzerne Schlitten, auf denen große Bottiche stan den. An den Endpunkten des Rohrnetzes lief das überschüssige Wasser wieder in die Spree zurück. Begrenzte Kapazitäten Die Versorgung an denWasserbecken funktionierte nur, wenn das Pumpwerk in der Alten Wasserkunst lief, da der Hochbehälter im Turm keinWasser spei chern konnte.Wenn imWinter die Spree zufror oder der Fluss im Sommer zu wenigWasser führte, muss te die Versorgung eingestellt werden. Dasselbe galt während der ständig notwendigen Wartungsarbei ten an den schnell verschleißenden Anlagen. So waren die Vorräte in den Becken der Röhrkästen oft zu schnell aufgebraucht. Zu Beginn des 17. Jahrhun derts beschloss der Rat daher den Bau der Neuen Wasserkunst, um die Kapazitäten zu steigern. Wartung und Erneuerung des Leitungssystems Am weitesten von den Pumpwerken entfernt lagen die Röhrkästen in der Stein- und der Töpfer straße. DasWasser musste immerhin rund andert halb Kilometer zurücklegen, um diese beiden Sam melbecken zu erreichen. Für den Unterhalt der beiden Wasserkünste und des verzweigten Rohr netzes waren mehrere städtische Beamte und Angestellte zuständig. Die bautechnische Über wachung lag in den Händen des Ratsbaumeisters und des Röhrmeisters. In beiden Anlagen über wachten Kunstmeister den Betrieb und die War tung, die mit ihren Familien auch in den Türmen wohnten. Die hölzernen Röhren, die unter dem Pflaster verliefen, waren anfällig und mussten regelmäßig ausgetauscht werden. Daher ent schloss sich der Rat bereits in den Jahren 1798/99, sie durch gusseiserne Rohre zu ersetzen. Bis zur Einführung des modernen Druckwassernetzes in den 1870er Jahren blieb die alte Wasserversor gung der Stadt in Betrieb. Noch in jüngster Zeit wurden bei Bauarbeiten Reste der alten Holzlei tungen unter dem Pflaster gefunden.
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