Leseprobe

große Oratorien zu schreiben, für deren Aufführun­ gen ein Chor und ein Orchester benötigt wurden. Bis eine eigenständige Institution für die Interpre­ tation sorbischsprachiger Musikwerke und folklo­ ristischer Tänze entstehen konnte, sollte jedoch noch einige Zeit vergehen. Erst 1952 wurde das Ensemble auf Anregung der Domowina, dem Dachverband der sorbischen Vereine, gegründet. Ähnliche Ensembles entstan­ den zu dieser Zeit nach sowjetischem Vorbild in nahezu allen Ländern des ehemaligen Ostblocks. Durch weltweite Gastspiele wurde das Sorbische Nationalensemble ein wichtiger kultureller Bot­ schafter für die Sorben, die Stadt Bautzen und die gesamte Oberlausitz. Zur Umsetzung seiner künstlerischen Ziele verfügt das heute von der Stiftung für das sorbische Volk getragene Haus über ein festes Ensemble vonTänzern und Musi­ kern. Schon längst kommen sie nicht mehr nur aus der Oberlausitz, sondern auch aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei. Berühmt sind die Aufführungen von Tänzen und Liedern zu sorbi­ schen Volksbräuchen, wie den Programmen zur sorbischen Vogelhochzeit »Pta č i kwas«, die beim Publikum seit Jahrzehnten sehr beliebt sind. Glei­ chermaßen gehören Aufführungen der großen sorbischen Oratorien des 19. Jahrhunderts nach wie vor zum Repertoire. Seit den 1970er Jahren ist das Ensemble zudem der wichtigste Ort für die Interpretation zeitgenössi­ scher sorbischer Musik, wie der Werke der Kompo­ nisten Jan Rawp, Jan Paul Nagel oder Juro M ě tšk. Einen weiteren Schwerpunkt des Repertoires bilden Musiktheateraufführungen für Kinder. Sehr beliebt sind die folkloristischen Tanzaufführungen des Sorbischen Nationalensembles, bei denen die Künstlerinnen und Künstler in aufwendig gestaltetenTrachten auftreten.

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