Leseprobe
vorhandenen Burgen weiter aus und legten in ihrem Schutz eine Siedlung an, die zum Hauptort des Landes wurde. Eroberungskämpfe im Früh- und Hochmittelalter Im 10. Jahrhundert wurde die Region von König Heinrich I. erobert und dem Ostfränkischen Reich einverleibt. In den darauffolgenden Jahren war Budissin wiederholt Schauplatz kriegerischer Aus einandersetzungen zwischen deutschen, polni schen und böhmischen Landesherren. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts entbrannten Kämpfe zwischen dem deutschen König Heinrich II. und dem polnischen Herzog Bolesław Chrobry um die Burg Budissin und das Bautzener Land. In der Chronik des Thietmar von Merseburg ist davon zu lesen. Beide Herrscher schlossen 1018 in der Burg den Frieden von Budissin und verfolgten daraufhin für einige Zeit eine gemeinsame Politik. Bis 1031 verblieb das Bautzener Land bei Polen. Dann fiel es wieder an das Heilige Römische Reich. Heinrich IV. übergab es 1081 als Lehen an den böh mischen Herzog Vratislav II. Dieser wiederum ver machte es als Mitgift seiner Tochter Judith und seinem Schwiegersohn Wiprecht von Groitzsch. Wiprecht, ein hochmittelalterlicher Aufsteiger, trug fortan den Titel eines Markgrafen der Lausitz und hielt sich regelmäßig auf der Burg Budissin auf. Im Dezember 1108 verstarb hier seine Gemahlin Judith. Nach dem Untergang des Geschlechts der Groitzscher beherrschten die Wettiner einige Jah re das Bautzener Land. 1158 vergab Kaiser Fried rich I. Barbarossa die Gegend schließlich als Lehen an den böhmischen König Vladislav I. Wachstum im 12. Jahrhundert Begrenzt von der Spree, konnte die Siedlung sich nur nach Osten und Süden weiter ausdehnen. Die Wälder der Umgebung und die Granitfelsen ent lang des Flusstals boten den Bewohnern geeigne tes Baumaterial. Schon im 12. Jahrhundert wuchs Budissin von der Kernburg, der heutigen Orten burg, bis in den Bereich von Fleisch- und Haupt markt. Außerdem erstreckte sich eine Siedlung unterhalb des Burgbergs entlang der Spree. Die deutschen, polnischen und böhmischen Herrscher, die im Lauf der Zeit das Sagen in der Region hatten, waren Christen. So entstand ver mutlich bereits im 11. Jahrhundert die Burgkirche St. Johannis. Sie hatte den Rang einer Hauptkirche der Oberlausitz und wurde mit reichen Stiftungen bedacht. Nach einer Reliquienschenkung im 13. Jahrhundert erhielt die Kirche einen neuen Schutzpatron – den heiligen Petrus, dessen Namen sie fortan trug. Das Gotteshaus St. Petri unter stand, wie der größte Teil der Oberlausitz, dem Bistum Meißen. Bedeutsame Verkehrswege Noch heute führen Straßen aus allen Himmelsrich tungen nach Bautzen und folgen dabei alten Rou ten. Entscheidend für die Stadtentwicklung war der Spreeübergang nördlich der Burg. Als Teil der Hohen Straße (Via Regia) stellte er eine wichtige Ost-West-Verbindung dar. Zunächst existierte eine Furt, zu der man aus östlicher Richtung über die heutige Gerberstraße gelangte. Entlang dieser Straße entstand das Dorf Broditz, das seinen Namen vom sorbischenWort »bród« für Furt erhielt und im Mittelalter in der Bautzener Vorstadt aufging. 12
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