Leseprobe
236 zerstörungsfreie Untersuchung der Objekte sollte Aufschluss über die verwendetenMate- rialien, also Farben, Schreib- und Zeichenmittel, den technischen Aufbau und mögliche Veränderungen geben. Aus diesen Erkenntnissen sollten wiederumRückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte und den Gebrauch der Objekte gezogen werden. 3. Verfahren Aufgrund des kulturhistorischenWertes der zu untersuchenden Gegenstände kamen zur Charakterisierung der Trägermaterialien, Farbfassungen und Zeichenmaterialien aus- schließlich zerstörungsfreie Methoden zum Einsatz. Visuelle Untersuchung Bereits durch die visuelle Untersuchung konnten primäre Gemeinsamkeiten und Unter- schiede der einzelnen Objekte erkannt werden. Eine erste Gruppenbildung geht der Auf- nahme basaler exemplarspezifischer Daten voraus. Die Eigenschaften der verwendeten Basismaterialienwie Papier, Pappe, Holz, Glas und der applizierten Farbmittel sind ebenso hilfreich bei der Gruppierung wie die Kombination und der augenscheinliche Aufbau der Objekte. So entstehen beispielsweise im Papier während des Herstellungsprozesses typische Merkmale. Traditionell mit der Hand geschöpfte Papiere weisen imDurchlicht Stege und Rippen auf. Waren auf dem Schöpfsieb Zeichen oder Marken montiert, bilden sich diese als Wasserzeichen ab. Weiterhin erlauben die Art der Faserverteilung, Papiereinschlüsse oder spezifische Oberflächenstrukturen Rückschlüsse auf technische Aspekte der Papier- produktion. Papierstruktur-Analyse (PS) Neben den seit Jahrzehnten verwendeten Methoden, wie zum Beispiel den radiografi- schen Verfahren, kommen seit einigen Jahren, bedingt durch neue Kameratechnologien und Leuchtmittelarten, weitere Verfahren zur Aufnahme von Wasserzeichen hinzu. Ins- besondere eine in Weimar weiterentwickelte Variante der zuletzt häufig angewendeten Bildsubtraktion erlaubt die Sichtbarmachung der Papierstrukturen und Wasserzeichen von auf dicken Trägermaterialien aufgeklebten Papieren. Dabei wird die Auflichtauf- nahme eines Papierobjekts von der Durchlichtaufnahme digital subtrahiert. 1 Zurück bleibt ein Abbild der für das Auge sonst unsichtbaren Papierstruktur. Abhängig von der Qualität der vorbereiteten Aufnahmen ist eine nahezu störungsfreie Darstellung solcher Strukturen möglich. 1 Siehe Dietz, Wintermann:Wasserzeichen. 2 SieheMrusek, Fuchs, Oltrogge: Ein neues Reflektographie- verfahren zur Untersuchung von Buchmalerei und historischem Schriftgut.
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