Leseprobe
237 Oberflächenanalyse (RTI) Reflectance Transformation Imaging (RTI) ist eine computergestützte Methode, mit der von einem Objekt mehrere Bilder mit fixierter Kameraposition und variablen Beleuch- tungspositionen angefertigt werden. Diese Aufnahmen werden digital zu einem Poly nomial Texture Map (PTM) zusammengeführt. In der so entstehenden Datei kann die Position der Lichtquelle nachträglich verändert werden, umbeispielsweise die Oberfläche des aufgenommenenObjekts imvariablen Streiflicht untersuchen zu können. Dieses Ver- fahren wurde 2001 entwickelt und ist inzwischen für die Dokumentation von Ober flächenstrukturen auf Papierarbeiten weit verbreitet. Ultraviolettfluoreszenz und Infrarotreflektografie (UVF und IRR) Mittels Infrarotreflektografie können kohlenstoffhaltige Zeichenmittel von anderen schwarzen Zeichenmaterialien unterschiedenwerden. 2 Die Methode, die erstmalig in den 1960er-Jahren zur Gemäldeuntersuchung genutzt wurde, beruht auf der charakteristi- schen Wechselwirkung zwischen Infrarotlicht und den Farbmitteln auf den zu unter suchenden Objekten. Das Objekt wird mit Infrarotlicht (IR) bestrahlt, eine infrarotempfindliche Kamera ›visualisiert‹ die für das menschliche Auge nicht sichtbare Strahlung. Je nach Zusammen- setzung absorbieren die Substanzen im IR in charakteristischer Weise. Substanzen, die wie Ruß oder Steinkreide elementaren Kohlenstoff enthalten, absorbieren das IR in einem bestimmten Wellenlängenbereich stark und erscheinen in der IR-Aufnahme schwarz, während andere Zeichenmaterialien im gleichen Wellenlängenbereich transparent wer- den. Auch Vorzeichnungen, diemit Metallstiften oder Bleigriffel ausgeführt wurden, kön- nenmit dieser Methode sichtbar gemacht werden. Es bietet sich hier die Möglichkeit einer ersten Klassifizierung. Bestrahlt man das Objekt mit Ultraviolettlicht (UV), werden Binde- und Farbmittel sichtbar, die u. U. keine Fluoreszenz im sichtbaren Bereich aufweisen. Die Fluoreszenzeigenschaften der Bindemittel sind unterschiedlich, so zeigt Schellack eine orangegelbe Fluoreszenz, während Gummi Arabicum gar nicht im sichtbaren Bereich fluoresziert. Das Verfahren bietet somit die Möglichkeit, fluoreszierende Substanzen zu identifizieren. Darüber hinaus erlaubt die Bestrahlung im UV die Sichtbarmachung aus- geblichener oder verwaschener Tinten. Sichtbare Lichtspektroskopie (VIS) Mithilfe eines Spektralfotometers kann der Farbwert eines Farbmittels anhand seines Reflexionsspektrums im Bereich des sichtbaren Lichts zwischen 380 nm und 730 nm quantitativ erfasst werden. Die zu untersuchende Probe wird mit sichtbarem Licht beleuchtet. Das Probenmaterial tritt in Wechselwirkung mit der Strahlung und absor- biert bzw. reflektiert in spezifischerWeise das sichtbare Licht, wodurch es farbig erscheint. Das reflektierte Licht, welches charakteristisch für ein bestimmtes Farbmittel ist, wird mithilfe des Fotometers gemessen und in Form einer Reflexionskurve abgespeichert.
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