Leseprobe

242 Die Falzstreifen zur Fixierung der Scheiben amKorpus bestehen hauptsächlich aus Papier, aus textilen Streifen oder Kombinationen beider Materialien. Augenscheinlich finden sich auf den meisten der Schaukästen mehrere Farbfassungen und verschiedenfarbige Papier- überzüge. Die Beschriftungen der hauptsächlich auf den Rückseiten von 15 der insgesamt 18 Kästen angebrachten Klebeetiketten wurden mit schwarzer Tinte in Feder ausgeführt. Als Aufhängung dienten sowohl Metallringe, die durch Textilstreifen auf der Rückseite befestigt wurden, als auch textile Schlaufen oder handgefertigte Drahtösen. Auch hier sind häufig Überarbeitungen und Reparaturen nachweisbar. Bei acht Schaukästen ist anhand der Verklebungen der Glasscheiben mindestens eine nachträgliche Öffnung des Kastens zweifelsfrei erkennbar. Bei den anderen zehn Kästen wurde in die Rückwand ein etwa 4 mm großes Loch gebohrt und anschließend wieder verkittet. Bis auf GNA 86.1 wurden in einer letzten Überarbeitung alle Kästen mit einem hell­ blau gefärbten Büttenpapier überzogen. Dieses wurde über die Rahmenleisten geführt und lässt dort lediglich einen schmalen Streifen des goldbronzenen oder hellbraun gefärb- ten Papierstreifens überstehen. Es entsteht so der Effekt eines Goldschlipses, wie er häufig bei Bilderrahmen Anwendung findet. Die Rückseiten wurden bei dieser umfassenden Erneuerung der Kästen überwie- gend verschont, sodass sie heute wichtige Hinweise zur Bewertung des historischen Zustands liefern. Ausgehend von August von Goethes Bericht zur Herkunft der Schaukästen lassen sich die untersuchten Kästen in zwei Gruppen gliedern: Die erste Gruppe umfasst die von Hofrat Loder geschenkten neun Schaukästen (Abb. 1 und 2), die zweite Gruppe beinhaltet weitere neun Schaukästen unbekannter Provenienz. In der Gegenüberstellung wird ersichtlich, wie homogen die Gruppe der Schaukästen aus Loders Geschenk gegenüber der zweiten Gruppe wirkt. Größe, Aufbau, Ausmalung und Dekoration bestätigen die gemeinsame Herkunft. Die Rückseiten der Kästen zeigen ebenfalls Übereinstimmungen, die jedoch infolge verschiedener Überfassungen nicht ganz so eindeutig sind. Ausmalung und Dekoration der Schaukästen dieser Gruppe schei- nen eher schablonenhaft und pragmatisch ausgeführt worden zu sein, was nicht unbe- dingt dafür spricht, dass mit den Dekorationen zusätzliches Wissen zu Lebensraum und -gewohnheiten der jeweiligen Art vermittelt werden sollte. 9 Vgl. Böhme: Gründliche Anweisung Vögel auszustopfen, S. 61 –63.  10 Vgl. Encyclopédie Méthodique, S. 458–460.  11 Die Bestimmung der Luftqualität erfolgt durch Emissionsmessung. Hierbei werden die zu analysierenden Emittenten über einen konstanten Luftstrom durch Adsorption an ein geeignetes Adsorbermaterial angereichert (in diesem Fall Tenax TA ). In einemnächsten Schritt werden die adsorbier- ten flüchtigen Verbindungen thermisch desorbiert und in einen Gaschromatografen überführt. Die Gaschromatografie (GC) ›fraktioniert‹ die zu analysierende Mischung in Einzelkomponenten. Die gän- gige Kenngröße ist die sogenannte Retentionszeit, d.h. die Zeit, die ein bestimmter Stoff braucht, um

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