Leseprobe
243 Die zweiteGruppe der Sammlung (Abb. 3 und 4) ist inMaterialität, Aufbauund Erhaltungs zustand außerordentlich heterogen. Keiner der Kästen lässt sich optisch oder technisch der ersten Gruppe zuordnen. Allenfalls der Kasten der Blauracke (GNA 84) scheint sich dem Stil der Kästen der ersten Gruppe anzunähern. Die Ausmalung ist jedoch vollkom- men eigenständig, zudem ist der Profilrahmen aus Pappmaché nachgebildet. Vielleicht kann dies als ein Versuch gewertet werden, frühe Sammlungszuwächse ästhetisch dem ursprünglichen Bestand anzugleichen. Insgesamt wurden 16 Kästen aus beiden Gruppen zu einem späteren Zeitpunkt rück- seitig beschriftet. Diese Beschriftungen sind prinzipiell einer Handschrift, möglicher- weise August von Goethes zuzuordnen. Auf einem rechteckigen Schild wird das Präparat benannt, auf einem gezackten kreisrunden Etikett finden sich Kombinationen aus der Zahl »28« und den Kleinbuchstaben »a, b, d, e, n, h, f, g«. Die Kombinationen wurden nicht eindeutig verwendet und sind bislang nicht auflösbar. Diese Etiketten kleben auf verschie- denen Materialien. Sie sind so ein Beleg dafür, wie die Kästen der Sammlung zum Zeit- punkt der Etikettierung gestaltet waren. Es finden sich darunter solche mit schwarz gefärbten Büttenpapieren, schwarz lackierten Rückwänden, unbehandelten Pappen oder mit Rückwandbezügen aus einfarbigen Papieren. Auf 13 der Kästen befinden sich Spuren flüssig verarbeiteter Farben. Die nachträglich mit selbstklebendem Kreppband oder Textilstreifen ausgeführten Überarbeitungen sind ebenso wie die rückseitigen Bohrungen in erster Linie konservato- rischen Eingriffen zuzuschreiben. Historische Anweisungen zur korrektenDurchführung einer Taxidermie fokussieren neben einer sachgerechten Behandlung und Verarbeitung des Präparats vor allemden Schutz vor Insekten. 9 Nicht zuletzt wurde das Einbringen von Schädlingen in dicht verschlossene Kästen mit Beigaben beispielsweise von Kampfer als effektive Methode beschrieben, die Präparate dauerhaft erhalten zu können. 10 Durch kli- matische Schwankungen bedingte Schrumpfungs- und Dehnungsprozesse und die damit einhergehende Rissbildung in den Kästen und Bezugsstoffen führten jedoch häufig dazu, dass in späteren Jahren Insekten in die Kästen eindringen konnten. Wurde Insektenfraß festgestellt, musste der Kasten geöffnet werden und eine erneute Behandlung des Präpa- rats erfolgen. Der Nachweis 11 von Lindan als Insektizid in einem der Kästen lässt darauf schließen, dass dieser ab den 1940er-Jahren mit dieser Substanz behandelt worden sein kann. 12 Nach Abschluss der Behandlung versuchte man, die Kästen erneut wirksam ab zudichten. Kitt, neue Überzugspapiere, Farbe und Leimwurden eingesetzt, umauf abseh- bare Zeit einen Schutz vor Insekten sicherzustellen. nach Aufbringung auf die Gaschromatografiesäule am Ende mit einemDetektor erfasst zu werden. Die Substanz taucht dann als ›Peak‹ nach einer bestimmten Zeit in einem sogenannten Chromatogramm auf. Üblicherweise sind Gaschromatografen in diesem analytischen Bereich mit einemMassenspektro- meter (MS) als Detektor ausgestattet, der den Stoff anhand seines charakteristischenMassenspektrums qualitativ analysiert. Hier spricht man dann von einer GC/MS-Kopplung. 12 Lindan, Hexachlorcyclohe- xan, wurde seit 1942 als Insektizid verwendet. Vgl. hierzu beispielsweise: Straumann: Nützliche Schäd- linge, S. 272 –277.
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