Leseprobe

7 Kristin Knebel, Cornelia Ortlieb Sammlung und Beiwerk, Parerga und Paratexte. Zur Einführung 1.  Goethes Sammlungen: Objekte des Wissens, Archive des Schreibens Am 28. März 1832 treffen sich Kanzler Friedrich von Müller, Johann Peter Eckermann, Friedrich Wilhelm Riemer, Friedrich Theodor Kräuter und Johann Christian Schuchardt im Arbeitszimmer des wenige Tage zuvor verstorbenen Johann Wolfgang von Goethe. Riemer übernimmt sechs Foliobände mit Abschriften der Briefe Karl Friedrich Zelters an Goethe und die Briefe Zelters von 1831 und 1832. Die Dokumente werden in einen »höl- zernen Kasten Nr. II« gelegt, der in die Großherzogliche Bibliothek gebracht werden soll, während Riemer den Schlüssel erhält und dafür quittiert. 1 Danach wird ein Pappelholz- schrank geöffnet und Schuchardt verzeichnet den Inhalt: Manuskripte u. a. zur Italienischen Reise , zur Klassischen Walpurgisnacht , eine Mappe mit der Aufschrift »Helena«, in der jedoch Briefe von Bettina von Arnim und Vorarbeiten zu Goethes Lebensbeschreibung liegen, Notizen und Druckschriften zur Naturwissenschaft, Aufzeichnungen zu Kunst und Lite- ratur, Biografisches mit einem chronologischen Überblick der »Haupt-Lebensverhält- nisse« und andere thematisch geordnete Konvolute. Einige dieser Papiersammlungen tragen Aufschriften wie: »Einzelnes, worunter sich noch Brauchbares befinden könnte«, »Biographisches, die Rückkehr von Straßburg betreffend«, »Unleserliches, Zweifelhaftes«, »Zu verbrennen« oder »Varia«. Nachdem alles penibel notiert und in den Schrank zurück- gelegt ist, übernimmt Eckermann den Schlüssel zu diesem Schrank. Am folgenden Tag wird die Inventarisierung des Schrankinhalts fortgesetzt. In einem »hölzernen Kasten, mit Nro I bezeichnet« liegen ebenfalls gedruckte und handschriftliche Papiere, zu denen u. a. das Manuskript zum Faust II , eines zum Götz von Berlichingen und eines zur Schweizer Reise gehören. Den Empfang des Kastenschlüssels quittiert Eckermann. Einen Tag später findet die Kommission in einem »Kasten von Holz mit messingen Handhaben mit Nr. III be­ zeichnet« Aktenfaszikel zur Ausgabe von Goethes Werken. Den Schlüssel erhält Regie- rungskommissionssekretär Vulpius. 1 GSA 38/ N1, fol. 1 –3. Im Folgenden zitiere ich aus dem Dokument »Acta den pp: von Goetheschen Nachlass betr. und zwar insbesondere die Verzeichnung der in dem Arbeitszimmer, in dem Deckenzim- mer wie in dem Büstenzimmer vorgefundenen Gegenstände betr. 1832«, das die erste Aufnahme des goetheschen Nachlasses vom 28.3. bis zum 25.4. 1832 protokolliert. Siehe dazu auch: Holm: Goethes Papiersachen, S. 37–39 und Dies.: Aus Goethes Schubladen, S. 216.

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