Leseprobe

64 räumliches Gedächtnis und das seiner Mitarbeiter angewiesen. Die mehr oder weniger ver- streute Ablage der Dinge in den Schreibtischen des Arbeitszimmers zeigt Goethes Arbeits- weise, mit der diese scheinbare Unordnung zusammenhängt. Kleinere Ensembles aus ver- schiedenen Objekten bildeten für ihn bestimmte Zusammenhänge ab, und über das Betrachten dieser Dinge kam er zu neuen Gedanken. Christiane Holm hat nachgewiesen, dass viele Dinge aus den Schubladen des großen Schreibtischs in Goethes Arbeitszimmer sich konkret auf das literarische Projekt Aus meinem Leben bezogen, das ihn im letzten Lebensjahrzehnt im Kontext seiner Werkausgabe letzter Hand intensiv beschäftigte. 119 In der beiläufigenGegenwart der Objekte und Briefe in den täglichenArbeitsprozessen behielt Goethemöglicherweise den Plan für seine Autobiografie präsent. Auch andere Bereiche der Ablage ließen sich auf entsprechend belegte Nutzungssituationen zurückführen, so dass 119 Vgl. Holm: Goethes Papiersachen, S. 37f., Holm: Raumordnungen des Nachlasses, S. 136ff.; Abschnitt »Wohnen«, in: Böhmer; Holm; Spinner; Valk: Kultur des Sinnlichen, S. 216, sowie Holm: Goethes Gewohnheiten.  120 Vgl. Holm: Goethes Textwerkstatt (unveröffentlichter Vortrag).  121 GSA 39/I, 1a. Vgl. zu diesemVerzeichnis Beck: Kräuters Repertorium. Zu der räumlichen Verortung des Archivs, dem erwähnten Schrank und seiner Funktionalität als Archivmöbel vgl. die Rechercheergebnisse von Chris- tiane Holm: Raumordnungen des Nachlasses, S. 141 f. Zu ergänzen ist die Rechnung des Tischlers, die Abb. 3 Arbeitszimmer Goethes mit verschiedenen Schreib- und Arbeitsmöbeln, links im Raum ein Stehpult mit Schubfächern für Sammlungsobjekte verschiedenster Art.

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