Leseprobe

130 »Diese Schubladen werden nun sehr genau mit recht gutem starken Papier von dunkelb- lauer Farbe ausgeklebt, so daß das Papier allenthalben recht fest am Holze ansitzt und in den Zwischenräumen keine Lücken lässt [damit keine Insekten eindringen können]. Auf dunkelblauen Grunde nehmen sich alle Eier sehr gut aus, weil keine diese Farbe haben, und am schönsten ist das Königsblau, eine Farbe zwischen hell und dunkel […]« 146 Auch Schmidt empfiehlt für die Auskleidung von Schubkästen und Pappkästchen in Conchili- ensammlungen »hellblaues Papier, auf welchem sich auch alles gut ausnimmt […]«, zudem lasse es die Präsentation der Objekte »etwas kostbarer« erscheinen. 147 Für Natu- raliensammlungen verschiedenster Art war Blau also ganz klar die Farbe erster Wahl als Untergrund für die Objekte, wobei teilweise auch andere Farben empfohlen wur- den. 148 Doch auch in Goethes Schränken für Medaillen und Münzen findet sich das blaue Papier oder eine blau gestrichene Innenfassung. 149 Da Blau als besonders farbver- stärkend für die grau-bräunlichen Mineralien angesehen wurde, können wir hierin den Hauptgrund für die Verwendung dieser Farbe in Goethes Sammlungsschränken ver- muten. Manche der Sammlungsschränke sind jedoch auch gänzlich holzsichtig und damit völlig neutral zu den Objekten geblieben. Wir wissen natürlich nicht, ob es früher in diesen Schränken mobile Einlagen aus Papier oder Textil gab. 150 Kästchen, Schachteln, Dosen In den Schubkästen befinden sich keine historischen Leisten oder Stäbe, die eine Eintei- lung vorgeben würden. Ausschließlich Schachteln aus Pappe von verschiedener Größe, in welche die Objekte eingelegt sind, dienen der Ordnung der Objekte (vgl. Abb. 43–46). In der Sammlung Goethes kommen keine einheitlichen Schachteln eines Formats oder eines Typs vor, sondern viele verschiedene Arten und Größen. Goethe bestellte sie zum Teil beim Buchbinder in verschiedenen Ausführungen (Abb. 43). Wie in Handbüchern empfohlen, handelt es sich um »Kästchen nach Größe des Formats [der Objekte] und der davon anhängenden Schwere, aus Kartenpapier oder Pappe gefertigt«, deren Rand nicht zu hoch ist, umden Blick auf die Objekte nicht zu verstellen. 151 Eine überlieferte Rechnung Goethes listet vier verschiedene Sorten an Kistchen auf. 152 Er verwendete aber auch vor- handene Schächtelchen aus anderen Kontexten, wie zumBeispiel Pillendöschen (Abb. 42 und 44). Zum großen Teil handelt es sich auch um die Behältnisse, in denen ihm die Objekte von anderen Zeitgenossen geschickt worden. Die Farben der Schächtelchen rei- 146 Naumann: Taxidermie, 1. Aufl., S. 102.  147 Schmid: Conchylien-Sammlungen, S. 11.  148 Müller: Deli- ciae Naturae Selectae, S. XI empfiehlt beispielsweise, einen violetten Untergrund für weiße Objekte, für schwarze Objekte einen weißen Untergrund und für gelbe Objekte einen blauen Untergrund.  149 Vgl. Kapitel Münz- und Medaillenschränke.  150 Dies wurde nachweislich in Handbüchern empfohlen, vgl. z. B. Müller: Deliciae Naturae Selectae, S. XI.  151 Thon: Handbuch für Naturaliensammler, S. 436.  152 Vgl. z. B. die Rechnung des Buchbinders Johann Georg Müller vom 3.1. 1828. Darin werden jeweils »50 Stück Mineralienkästchen« vier verschiedener »Sorten« aufgeführt (GSA 34/XXXIX,4, Bl. 2).

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