Leseprobe
8 lassenschaft . 2 Es waren Goethes Anweisungen über den Verbleib seiner Sammlungen nach seinem Tod – samt dem Verzeichnis zu seinen Sammlungsschränken: Schlüssel zu meinen Sammlungen wie solche Herrn Bibl. Secretaer Kräuter übergeben worden (Abb. 1). 3 Für diese Studie zu Goethes Sammlungsmöbeln 4 ist die Schlüsselliste von großer Bedeutung. Bisher hat die Forschung, wenn überhaupt, nur die gekürzte Fassung heran- gezogen und sich nie mit demoriginalen Verzeichnis auseinandergesetzt. 5 Das Schlüssel- verzeichnis hatte im Zuge der Musealisierung des Wohnhauses Goethes seinen prakti- schen Nutzen verloren. Die Schränke stehen heute zumgroßen Teil leer und verschlossen in der Ausstellung im Goethe-Nationalmuseum, die einst darin enthaltenen Objekte lagern in verschiedenen Depots der Klassik Stiftung Weimar, und fast alle schriftlichen Dokumente liegen im Goethe- und Schiller-Archiv. Der Fokus der Bestandsbearbeitung des Goethe-Nationalmuseums lag in den letzten Jahren auf anderen Fragen als der räum- lichen Ordnung der Sammlungen zu Goethes Lebzeiten. 6 Der ehemalige Direktor des Goethe-Nationalmuseums Gerhard Schuster stellte in seiner Publikation Der Sammler und die Seinigen fest: »Das Thema Goethe als Sammler ist häufig beleuchtet und dokumentiert worden, ohne daß es bis jetzt möglich gewesenwäre, den Bestand vollständig zu erfassen und zu erschließen. Die Bestandsbearbeitung der letzten Jahre im Goethe-National museum hat deshalb einen anderen Weg eingeschlagen: An die Stelle der Tiefenerschlie- ßung, die angesichts der Materialmasse punktuell bleibenmußte und den Benutzer immer wieder auf Schuchardts Verzeichnis von 1848/49 zurückverwies, trat die überblickende Gesamtverzeichnung alles Vorhandenen, die Erfassung und Zusammenführung der bis- herigenwissenschaftlichenDiskussion und die fotografische Dokumentation der Stücke. Daß Teile der Bestände in definitiver Bestimmung vorliegen, hat den Blick eher auf das zu bearbeitende Segment und weniger auf den Bestand insgesamt gelenkt.« 7 Die Sammlungspraxis Goethes ist in wichtigen (kunst-)historischen Gattungsstu- dien analysiert worden, etwa zu Goethe als Sammler von Bronzen, Grafiken oder Medail- len, die für diese Arbeit sehr ergiebig waren. 8 Da sich diese Studien aber zumeist auf einen bestimmten Teil der Sammlungen konzentrierten, hatten sie die zeitgenössische Orga- nisation der Sammlungen als Gesamtensemble kaum im Blick. Die Erforschung der 2 Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) 30/58e, Bl. 1 –7: Goethe, JohannWolfgang von/ Akten/Ausarbeitun- gen zumTestament: Concept un[!] Duplum einer Verabredung mit Herrn Biblioth Secrtr. Kräuter wegen meiner Kunst- undWissenschaftlichen Verlassenschaft. 3 GSA 30/58e, Bl. 3 ff. 4 Die Studie entstand im Rahmen der BMBF-Förderlinie Die Sprache der Objekte als Teil des Projektes Parerga und Paratexte –Wie Dinge zur Sprache kommen. Praktiken und Präsentationsformen in Goethes Sammlungen (Laufzeit 2015– 2018). Es handelte sich um ein Verbundprojekt zwischen der Klassik Stiftung Weimar und den Universi- täten Halle-Wittenberg, Erlangen und Bielefeld. 5 Vgl. zum Schlüsselverzeichnis ausführlich unten S. 54ff. 6 Die letzte quellenkundliche Arbeit, die überlieferte Dokumente zur räumlichen Anordnung der Möbel Goethes analysierte, ist die unveröffentlichte Untersuchung von Friedrich Menzel: Goethehaus am Frauenplan, aus dem Jahr 1955/56. Sigrid Krines benutzte in ihrer Dissertation Das häusliche Umfeld Goethes aus dem Jahr 2000 hingegen fast ausschließlich gedruckte Quellen und Literatur. 7 Schuster: Der Sammler und die Seinigen, Vorwort, unpag. 8 Vgl. Knebel: Bronzen; Grave: Der ideale Kunstkörper;
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