Leseprobe

33 der ausgewählten Objekte liegt. Für eine ganzheitliche Betrachtung und Analyse des Zusammenspiels der aisthetischen Qualitäten der Gegenstände, zu denen ebenso die Schriftlichkeit gehört, sind jedoch das Kollektivwissen der Klassik Stiftung Weimar sowie ihre Infrastruktur grundlegend. Die Mehrzahl der Untersuchungsgegenstände verteilt sich auf unterschiedliche Bestände innerhalb der Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar und wurde in drei verschiedenen Datenbanken recherchiert: in der Museumsdatenbank, in der Datenbank des Goethe- und Schiller-Archivs sowie im OPAC der Anna Amalia Bibliothek, in der die Bücher aus Goethes Bibliothek einen eigenen Bestand bilden. Erst mit der eindeutig bestimmten Inventarnummer oder Signatur eines Objekts ließ sich dieses im Zentraldepot der Stiftung, in der Ausstellung, im Goethe-Wohnhaus oder im Goethe- und Schiller-Archiv ausfindig machen und in ein Umfeld verbringen, wo es untersucht werden konnte. In einigen Fällen wurde die Autorin von Kustod:innen der Klassik Stiftung Weimar auf bestimmte Objekte aufmerksam gemacht. Ohne deren langjährige Erfahrung und detaillierte Kenntnis ihrer Sammlungsbereiche hätten diese Objekte keinen Eingang in die Untersuchung gefunden. Auf einer banal erscheinenden, jedoch grundlegenden Ebene bestimmten demnach personelle, museumstechnische und -organisatorische Faktoren sowie die Qualität der Überlieferungsgeschichte über den erfolgreichen Zugang zu den Untersuchungsgegenständen, die Rechercheergebnisse sowie den Erkenntnisgewinn. Daran anschließend determinierten die eigene wissenschaftliche Perspektive und Positionierung in einem Forschungsumfeld die Objektauswahl. Die Vergegenwärtigung des historischen, institutionellen und personellen Komplexes, in den die Objekte eingebunden waren und bis heute sind, ist Teil des transdisziplinären Selbstverständnisses und epistemischen Prozesses dieser Arbeit. Um den vorrangig benutzten Terminus ›Objekt‹ zu konkretisieren und konzeptuell einzuordnen, werden zunächst einige wichtige Forschungspositionen aufgezeigt, die sich zum Teil der gleichen Terminologie bedienen, jedoch Unterschiedliches meinen. Da es in erster Linie um die eigene, fachspezifische Begriffsbestimmung geht, wird auf eine detaillierte Begriffsgeschichte und erschöpfende Diskursanalyse verzichtet. Vielmehr werden Schlaglichter auf repräsentative Auseinandersetzungen der objektforschenden Wissenschaften mit ihrem Untersuchungsgegenstand geworfen und der weit ausgreifende Forschungsraum ausgelotet, in dem sich die Arbeit bewegt. Dieser wird im dritten Abschnitt wieder auf die museale Perspektive verengt und die Objekte in diesem speziellen Kontext verortet. Im vierten Abschnitt dann wird die Disposition der Untersuchungsgegenstände in der Museumdatenbank der Klassik Stiftung Weimar betrachtet sowie die Korpusbildung erläutert. 1 Die Ausstellung wurde 2012 als dauerhafte Präsentation eröffnet und beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken Goethes im Kontext seiner Zeit. Vgl. Holler u. a. 2012. 2 Dies gilt nicht für ihre schriftlichen Nachlässe, die im Goethe- und Schiller-Archiv verwahrt werden; als sogenannte Dichternachlässe betreut die Klassik Stiftung Weimar mehrheitlich die überlieferten Gegenstände.

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