34 Objekte, Dinge, Gegenstände – Terminologie Bisher finden sich fächerübergreifend keine belastbaren Definitionen von Ding, Objekt, Gegenstand, Artefakt, Musealie oder Realie, vielmehr werden die Begriffe zum Teil synonym verwendet und stehen unreflektiert nebeneinander. Es lassen sich jedoch Tendenzen erkennen: So sprechen etwa an materiellen Entitäten forschende Disziplinen wie die Archäologie, die Sozial- und Medienwissenschaften sowie die Konsumforschung eher vom ›Objekt‹, wenn es sich um einen konkreten, physisch vorliegenden Sachgegenstand handelt oder um die Reflexion von Subjekt-Objekt-Beziehungen.3 Hingegen scheinen Untersuchungen auf einer theoretischeren beziehungsweise philosophischeren Ebene den Ding-Begriff zu bevorzugen, desgleichen die Philologien häufiger von ›Dingen‹ sprechen, wenn sie Gegenstände aus der erzählenden Literatur oder Poesie meinen.4 Davon zu unterscheiden sind die von der Literaturtheorie so bezeichneten ›fiktiven Gegenstände‹, die jedoch alles fiktional Verhandelte umfassen. Näher betrachtet lässt sich innerhalb der Fächer ein variierender Gebrauch von Bezeichnungen feststellen, der nicht immer nur der gezielten Vermeidung von Wortwiederholungen geschuldet ist. So bietet das Oxford Handbook of Material Culture keine weiterführenden Überlegungen zur Bezeichnung seiner Disziplin(en) und Untersuchungsgegenstände,5 während die Autor:innen des Handbuchs Materielle Kultur zumindest die Problematik der terminologischen Unschärfe ansprechen und eine einleitende Zuordnung versuchen. Laut dieser subsumiert der Oberbegriff ›Ding‹ sowohl Artefakte, das heißt von Menschen geschaffene Dinge, als auch sogenannte Naturafakte, also naturgegebene Dinge – eine Differenzierung, die ebenfalls diskutabel bleibt. Folgerichtig fragen die Autor:innen des Handbuchs, wo die Grenze zwischen Naturafakt und Artefakt zu ziehen wäre, und nennen als Beispiel einen Ast, der zwar natürlichen Ursprungs ist, zugleich aber als Werkzeug benutzt werden kann. Den Begriffen ›Objekt‹ und ›Gegen3 Vgl. beispielhaft: Habermas 1999, Hauser 2001, Bal 2002, Heesen 2002, Heesen 2006, Bohnenkamp 2008, Largier 2010, Detel 2011, Cordez 2015, Kreuz und Kienlin 2016, Herwig 2017, Hampp und Schwan 2017. Doch auch in diesen Fachrichtungen gibt es zahlreiche Ausnahmen wie etwa Balke u. a. 2011, Gößwald 2011, Funke 2013 oder Hermannstädter u. a. 2015. 4 Vgl. beispielhaft: Baudrillard 1991, Assmann 1995 a, Foucault 1999, Soentgen 2002/03, Asendorf 2009, Borsò 2015, Wernli und Kling 2018. 5 Vgl. Hicks und Beaudry 2010. 6 Vgl. Hahn u. a. 2014, S. 2. 7 Thomas Schmuck argumentiert in seiner Arbeit, dass das natürliche Sammlungsobjekt stets einen Doppelcharakter besitzt: Ihm ist in jedem Zustand ein erkennt-
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