Leseprobe

67 zierten Handschrift, die zur Illusion eines echten Autografs von Hand der Käuferinnen beiträgt und eine gewisse Authentizität behauptet. Werden die gravierten Schriftzeichen hingegen poliert, betonen die entstehenden Reflexionsflächen den artifiziellen Charakter und die handwerkliche Kunst, die bei der schriftlichen Zurichtung des Materials nötig beziehungsweise möglich ist. Die glänzenden, spiegelnden und zugleich transparenten Gravuren lenken die Aufmerksamkeit auf ihre Materialität, während die Zeichenbedeutung in den Hintergrund tritt. Evident wird der Unterschied zwischen diesen beiden Methoden des Gravierens von Buchstaben beim Vergleich der opaken Schreibschrift des Karlsbader Glases mit den polierten Versalien im Fuß des Glaspokals, den Marianne von Willemer Goethe schenkte, und der als nächstes Objekt untersucht werden wird. weiter auszuführen, gibt Paul von Lichtenberg an, dass »für Widmung oder Glückwunsch [häufig] kalligrafische Frakturschrift [...] manchmal auch Kursivschrift« verwendet wurde. Mit Kursivschrift ist hierbei sowohl eine an die Kurrentschriften angelehnte Schreibschrift als auch die dem Karlsbader Glas eigene lateinische Ausführung der Buchstaben gemeint. Lichtenberg 2004, S. 103. Siehe eine Auswahl unterschiedlicher Inschriften auf den Gläsern mit den Kat.-Nr. 69, 77, 161, 173 und 191 in: Lichtenberg 2004. 32 In der gezielten Vergrößerung der digitalen Fotografie des Glases sind die Bearbeitungsspuren des Schleifens und Schneidens deutlich zu sehen, insbesondere die Bögen der Buchstaben weisen unscharfe Ränder auf. Trotz der im Vergleich zu anderen bearbeiteten Gläsern eher schlichten Verzierung, ist das dafür nötige handwerkliche Geschick beeindruckend, zumal das Material keine Korrektur erlaubt. 33 Lichtenberg 2004, S. 15. Abb. 5 Trinkglas, Detail der Schriftzeichen

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