151 ten / Wolfgang von Goethe« (Abb. 15).4 Die Zeilen stehen ausbalanciert auf dem verstärkten Papierstreifen mit einem angemessenen Abstand zu den Rändern, der Zeilenumbruch erfolgt nach Sinneinheiten, die zweite Zeile sowie die Unterschrift sind formvollendet eingerückt. Beim Öffnen des Schreibzeugs fällt die Aufschrift direkt ins Auge. Als Schriftträger dient kein beigelegtes Billet oder im Papierfach deponierter Zettel, sondern das Objekt selbst, die Tinte verbindet sich mit dem Schreibgrund und formt Worte, die zugleich auf ihn referieren. Der Papierdeckel als Schreibgrund bildet eine materielle und farbige Einheit mit der Innenausstattung des Schreibzeugs, weshalb seine Beschriftung dem Gegenstand zugehörig anmutet. Während eine Betrachterin oder ein Betrachter das gelbe Schreibzeug aus Eisenblech drehen und wenden muss, um die Notiz auf der Rückseite lesen zu können, werden Wolfgang Maximilians Zeilen beim Entrollen und Öffnen des grünen Reiseschreibzeugs zusammen mit den Schreibutensilien entdeckt. Der rosafarbene Deckel des Federkästchens ist integraler Bestandteil der Innenausstattung, und wenn auch das leicht glänzende Papier nicht als Schreibgrund gedacht ist, bietet sich die Fläche als Schriftträger geradezu an. Ebenso gut hätte sie eine Widmung oder einen Gruß aufnehmen können. Auf diese 1 KSW, Museen, Inv.-Nr. KKg/00588. 2 Einzelobjektreport, KSW, Museen, Inv.-Nr. KKg/00588. Siehe auch: Schröder 2002 a, S. 100 f. 3 Vgl. dazu Holms Beobachtungen zur Verwendung von Buntpapieren in goethezeitlichen Verpackungen wie Schatullen, Schachteln und Mappen, die »meist auf einen optischen Kontrast von Außen und Innen [setzten] und [...] somit den überraschenden Moment des Einblicks [betonten]«. Holm 2012 c, S. 226. 4 Einzelobjektreport, KSW, Museen, Inv.-Nr. KKg/00588. Abb. 15 Reiseschreibzeug, Maroquinleder, Seidentaft, Papier, Pappe, Silber, Glas
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