11 Hinweise auf die soziokulturellen Praktiken der Goethezeit, wie die des Sammelns und Schreibens, der Brief-, Geschenk- und Dingkultur. Solche Praktiken wiederum verhandeln explizit und indirekt Konzepte von Freundschaft, Liebe, Körperlichkeit, Erinnerung, Raum und Zeit, die den Objekten eingeschrieben werden und die sie wiedergeben. Auch dort, wo die zeitgenössische Kontextualisierung eines Objekts prekär oder zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar ist, mangelt es ihm nicht an Gesprächigkeit. Auch ohne pointierte Briefstelle oder wegweisenden Tagebucheintrag teilen sich die Objekte durch haptische, optische, olfaktorische oder auditive Eigenschaften mit. Nicht zuletzt sind sie nie einfach gegeben und demnach auch nie kontextlos:10 So gibt es zum einen immer eine räumliche Situierung, sei es als Einrichtungsgegenstand im historischen Wohnhaus Goethes, in der ständigen Ausstellung des Goethe-Nationalmuseums, im Zentralen Museumsdepot der Klassik Stiftung Weimar oder im Goethe- und Schiller-Archiv.11 Zum anderen sind die Gegenstände ganz grundsätzlich museal gerahmt durch ihre Erfassung in der Museumsdatenbank. Jedes Objekt ist idealerweise durch ein Datenblatt dokumentiert und erhält als kleinste und gleichzeitig wichtigste museale Informationseinheit eine distinkte Inventarnummer, die es im Bestand verortet. Gezielten und konkreten Zugang zu den Objekten erhält nur, wer zumindest diese Nummer recherchiert hat. 9 Wolfgang Maximilian (1820–1883) war der zweite Enkelsohn Goethes. 10 Im Bewusstsein dessen, dass diese Behauptung philosophisch, epistemologisch oder phänomenologisch sehr unterschiedlich begründet werden würde, wird an dieser Stelle pragmatisch verkürzt angenommen, dass es grundsätzlich einen physischen Rahmen für das materiell Realisierte gibt. In diesem Sinne bieten Raum und Zeit immer einen Kontext für das Wahrnehmbare, so rudimentär er dem Subjekt auch erscheinen mag. 11 Zur Museumslandschaft der Klassik Stiftung Weimar gehören zahlreiche weitere Liegenschaften und Räumlichkeiten, in denen Teile der Sammlungen ausgestellt oder aufbewahrt werden. Für die hier besprochenen Objekte sind jedoch nur die oben genannten relevant.
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