Leseprobe
14 Zwischen 1898 und 1907 blieb das Blaue Band fest in deut scher Hand, abwechselnd beim NDL beziehunsgweise bei der HAPAG. Beide Unternehmen setzten auf Innenausstat tungen, die sich an der Einrichtung aristokratischer Häuser anlehnten und dadurch wohlhabende internationale Erste-Klasse-Kundschaft ansprechen sollten. Der NDL ließ Anfang des 20. Jahrhunderts in kurzer Folge drei große Passagier schiffe zu Wasser: die Kronprinz Wilhelm (1901), die Kaiser Wilhelm II (1903) und die Kronprinzessin Cecilie (1906), die sich alle durch ein historistisches Interieur auszeichneten, reich verziert mit schweren vergoldeten Profilen und präch tigen Ornamenten. Johann Poppe, der Bremer Architekt, der bereits die Innen ausstattung der Kaiser Wilhelm der Große übernommen hatte (Abb. 2), wurde auch für die Kronprinzessin Cecilie beauftragt und gestaltete die Gesellschaftsräume in einem neobarocken Stil. Für die Dekoration der dreißig Erste-Klasse-Kabinen an Bord des Schiffes veranstaltete der NDL allerdings einen Wettbewerb, der sich vor allem an progressive Gestalter wandte. Die Gewinner waren die Architekten Richard Rie merschmid, Bruno Paul und Joseph Maria Olbrich, die 1907 auch zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Werk bunds gehörten. Diese Vereinigung von Architekten, Künst lern und Industriellen versuchte, die Qualität des deutschen Kunsthandwerks zu verbessern und Ausdrucksformen zu finden, die sich an den Anforderungen des modernen Lebens orientierten. KaiserWilhelmder Große (1897) Rauchsalon I. Klasse 2
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1