Leseprobe
26 Dresden wurde auch durch das Wirken und das Netzwerk von Karl Schmidt zu einem Zentrum für künstlerische und technologische Erneuerung der Wohnkultur und der kunst gewerblichen Bewegung. Schmidt verstand es als Unterneh mer, sich an den wichtigsten Ausstellungen zu beteiligen und dafür die besten Künstler und Künstlerinnen zu verpflichten. Aber die Innovationen betrafen nicht nur die Gestaltung, sondern auch die Technologie der Möbelproduktion, zum Beispiel mit der Entwicklung der gesperrten Tischlerplatte. Darüber hinaus hatte Karl Schmidt den Weitblick, in eigens eingerichteten Verkaufsstellen ein umfassendes Angebot moderner Inneneinrichtung anzubieten. Nicht nur Möbel, sondern auch Tafelgerät, Textilien und Tapeten konnte der Kunde hier und in anschaulichen Katalogen vorfinden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er sich mit seinen Qualitäts ansprüchen früh auch in der Produktion von Tapeten und Textilien zu engagieren begann. Letzteres führte 1923 zur Gründung der Dewetex (Deutsche Werkstätten Textilgesell schaft; Abb. 3). Interessant ist, dass neben Offenheit, Mut zur Innovation und Drang nach einer modernen Lebensgestal tung das Unternehmen immer die Balance zu einem dem Markt angepassten Angebot suchte. Die Deutschen Werk stätten waren nie so avantgardistisch wie die Wiener Werk stätte (gegründet 1903, liquidiert 1932) oder so radikal in ihrem Gestaltungsanspruch wie das Bauhaus (gegründet 1919, 1933 durch Repressalien der Nationalsozialisten zur Sitzgruppe Entwurf Josef Maria Olbrich 1903 2
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