Leseprobe

72 Kristalltuff auch als wiederverwendetes Material in Einzelblö­ cken im aufgehenden Mauerwerk des gotischen Baus der Chem­ nitzer Jacobikirche. 16 Die begrenzten Gewinnungsmöglichkeiten des Kristalltuffs waren vielleicht auch ein Grund dafür, dass etwa 300 Jahre lang im Kloster keine wesentliche Bautätigkeit erfolgte. Erst an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert kam es zu einer Belebung mit den baulichen Umgestaltungen und Erweiterungen des Klos­ ters durch die Äbte Heinrich von Schleinitz (reg. 1483–1522) und Hilarius von Rehburg (1480–1551). Demzufolge bestand neuer Bedarf an Baugestein, der Tradition der Benediktiner fol­ gend insbesondere an Werksteinmaterial. Der Obere Porphyr­ tuff vom Typ Kapellenberg hatte sich bereits beim Bau der Stadt­ befestigung und insbesondere beim Bau des aus einfachem Bruchsteinmauerwerk 17 ausgeführten Roten Turmes seit dem 13. Jahrhundert bewährt. G. Urban vermutete, dass man Steine hierzu auch in einem Steinbruch am Stadtgraben nahe der Jo­ hanniskirche brach, 18 wohl aber weitgehend im Bereich hinter der Nikolaikirche am Kapellenberg gewann. 19 Komplizierter gestaltet sich hingegen die Antwort auf die Frage der Herkunft des Kristalltuffs. Um zu wissen, welche Her­ kunft ein verbautes Gestein hat, ist es hilfreich, dasselbe im Anstehenden beobachtet zu haben. Der Kristalltuff hat uns lei­ der lange Zeit die Möglichkeit verwehrt, bis Gerald Urban diese Gelegenheit im Jahr 1998 in einer Baugrube an der Zschopauer Straße in Höhe der Lutherstraße hatte. Gut erkennbar ist die teils plattige Teilbarkeit, die wegen der Oberflächennähe ziemlich kleinstückig ausgeprägt ist. Die gute Gewinnbarkeit mit ein­ fachen Werkzeugen ist zu erahnen. Hier in der Nähe der Zscho­ pauer Straße dürften auch die Steinbrüche gelegen haben, 14 deren Betriebszeit allerdings durch Abtauchen des gewinnbaren Materials in die Tiefe wahrscheinlich natürliche Grenzen gesetzt waren. Die Hauptzeit seiner Verwendung könnte im letzten Drit­ tel des 12. Jahrhunderts gelegen haben, als der romanische Vor­ gängerbau der Klosterkirche und zudem wohl auch die romani­ sche Jakobikirche entstanden sind. Heute ist er in der romani­ schen Südapsis, in Sockeln von Pfeilern sowie im Stützmauer­ werk der Klosterkirche zu entdecken. 15 Zudem findet sich der

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