Leseprobe
73 Die Bezugsmöglichkeiten an brauchbaren Werksteinen än derten sich für die Bauten am Benediktinerkloster. Erste kon krete Anhaltspunkte zu den neuen Bezugsquellen lieferte Geor gius Agricola 1546 in seiner »De natura fossilium« über den Oberen Porphyrtuff von Chemnitz: »Das Gestein ist in der Farbe genauso unterschiedlich wie der Sandstein. Denn weißes, rotes, geflecktes, das ist teils weißes, teils rotes, findet man in Chem nitz / in verschiedenen Steinbrüchen. Weißes nämlich an zwei Stellen des Waldes im Osten, hellrotes und geflecktes an zwei Stellen nahe der Stadt nach Westen zu, nämlich auf einem läng lichen, steilabfallenden Berge, der von den Jungfern seinen Namen bekommen hat, und in einem Steinbruch hinter der Kir che zum Heiligen Nicolaus.« 20 Auf dieser Grundlage ergänzte Petrus Albinus in seiner »Berg-Chronica« 21 mit weiteren Details: »Bey vns in Meyssen ist der Kemnitzer der fürnembste / welcher entweder gar weis und rot / oder sprencklicht / aus weis vnd rot vermischet vmb / wie er daselbst in etlichen Steinbrüchen gefunden wird. Der weisse bricht an zweyen orten / im Walde gegen auffgang der Sonnen. Der rote vnd sprencklichte auch an zweyen orten bey der Stadt gegen niedergang / nemlich auff eim langen vnd hohen Berge / so man den Catzschenberg nennet (welcher nach etlicher mey nung den namen von den Jungfrawe hat / die man auff der alten Sabinorum sprach daselbst vmb Katzschen nennen soll / wel ches ich allhie in seinen wirden lasse / vnd anderswo mehr da von melden will) vnd von dem Steinbruch hinder S. Niclas Kirchen. Der Katzschenberger ist weich / der so aus dem andern Stein bruch bey S. Niclas mittelmessig / wie auch so aus dem einen Steinbruch im Walde auff der rechten hand / davon die Kirche des herrlichen Klosters / Bededictiner Ordens / bey der Stadt Chemnitz gelegen / so jtzt ein Fürstlich Schloss gebawet ist.« 22 Drei Fundgebiete des Tuffes sind also seinerzeit benannt. Ersteres mit weißem Stein dürfte das Gebiet des Zeisigwaldes sein, jenes Material, aus dem die Freiberger Tulpenkanzel und das in der Stiftskirche Chemnitz-Ebersdorf befindliche Grab denkmal von Dietrich von Harras gefertigt wurden. Das hellrote und gefleckte Material an dem steil abfallenden Berg, dem Katz schenberg, dürfte vom heutigen Schloßberg sein, denn der Katz schenberg ist der Kaßberg, wo kein Porphyrtuff vorkommt. Das dritte betrifft die Steinbrüche am Kapellenberg. Alle drei kom men theoretisch als Steinlieferant infrage, denn bei großen Bau vorhaben wurden alle zur Verfügung stehenden Ressourcen ausgeschöpft. Der Baufortschritt musste mit der Gewinnung, dem Transport der Steine, der passgerechten Bearbeitung und letzten Endes dem Einbau der Steine in das Gebäude schritthal ten können. Die Hauptmasse des Baugesteins scheint aber zwei fellos vom Schloßberg selbst und vom Kapellenberg zu stam men. Anzumerken wäre noch, dass der Steinabbau im Zeisigwald von Euba und Wiese, dem heutigen Ober- und Niederwiesa, ausging, denn Nachweise für eine Tuffgewinnung im Westteil des Zeisigwaldes durch die Stadt Chemnitz sind erst im späten 16. Jahrhundert bekannt und belegt. Der Schlossteich wurde 1493 erstmals als Fischteich zur Versorgung der Mönche während der Fastenzeit erwähnt. 23 Das Anstauen des Pleißbaches erforderte den Transport erheblicher Erdmassen, die der Hang des Berges zum Kloster lieferte. 24 Da bei wurde an seinem Fuß der zwischen Sandsteinen und Tonen lagernde Tuffkörper freigelegt und die Grundlage zu dessen Ab bau für den Klosterbau gelegt. Noch heute erinnert eine Halden landschaft an der Schönherrstraße an die ehemalige Steinbruch tätigkeit. Von den Benediktinern ist bekannt, dass sie bei einer fugengenau akkuraten Verarbeitung des Steinmaterials auch Abb. 3 Schloßkirche, ehemalige Tordurchfahrt, heute Unterbau des Glockenturms; Gestein wohl am östlichen Hang des heutigen Schloßbergs gebrochen s Abb. 4 Baugrubenaufschluss nahe der Zschopauer Straße, in dem der Kristalltuff im Anstehenden zu beobachten war, 1998
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