Leseprobe
141 Abb. 2 Schloßkirche, Tafelgemälde mit Predigt eines Papstes während der Abnahme der nachreformato rischen Übermalung, 1953 liken, Lutheranern und Calvinisten und schließlich um einen Konflikt innerhalb des europäischen Mächtesystems 19 –, ließ naturgemäß auch die Klöster jener Gebiete nicht unberührt, die von durchziehenden Streitkräften aller Konfliktparteien im wahrsten Sinne des Wortes verheert wurden. Die sich mit dem Kriegsgeschehen verbindenden Ereignisse sind beispielsweise in den Tagebuchaufzeichnungen des Maurus Friesenegger 20 (1589–1655), Abt des Klosters Andechs, aus der spezifischen Sicht des Benediktiners eindringlich beschrieben worden. Neben Andechs, das zwischen 1627 und 1648 gleich mehrfach besetzt, geplündert und verwüstet wurde, traf es zahlreiche wei tere Klöster, so Bronnbach und Eberbach, beide 1631, Marien münster 1622, 1626, 1641 bis 1646 und in Sachsen das in der Lausitz gelegene und erst 1635 zum Kurfürstentum gekommene Kloster St. Marienstern 1639. Eine Konsequenz aus den seit der Reformation laufenden vielfältigen Erschütterungen des benediktinischen Ordenswe sens im Reich bestand im 17. Jahrhundert in der Bildung von Kongregationen, so der Oberschwäbischen Benediktinerkongre gation (gegr. 1603) oder der Bayerischen Benediktinerkongrega tion (gegr. 1684). Eine einzige, alle im deutschsprachigen Raum befindlichen Benediktinerklöster zusammenfassende Kongrega tion gab es gleichwohl nicht. Dies lag daran, dass es auch Bene diktinerklöster gab, die den Status der Reichsunmittelbarkeit 21 besaßen und deren Äbte im Reichstag vertreten waren. Ziel die ser Zusammenschlüsse war es, das religiöse Leben auf der Basis der Beschlüsse des Konzils von Trient zu erneuern sowie durch das Zusammengehen »Synergieeffekte« bei der Ausbildung der Novizen und bei der wirtschaftlichen Führung der Klöster zu generieren. Hier kam auch der 1620/1622 gegründeten Salz burger Benediktineruniversität eine besondere Rolle als ordens eigener Ausbildungsstätte für Juristen, Philosophen und Theo logen zu. 22 Die Struktur dieser Einrichtung verweist bereits auf die fachliche Ausrichtung ihrer Absolventen, so als Seelsorger oder Lehrer – zwei für Mitglieder des Benediktinerordens recht moderne »Berufsfelder«. Das späte 17. und das 18. Jahrhundert werden häufig als erneute Blütezeit des Benediktinerordens bezeichnet. Dies liegt darin begründet, dass sich etwa im süddeutschen Raum, aber auch in Österreich der Orden der Unterstützung und Förderung durch die Landesherren sicher sein konnte, zumal klösterliche Bildungseinrichtungen in hohem Ansehen standen. Die Folge war ein materieller Wohlstand, der sich bei einer ganzen Reihe von Abteien in teils äußerst umfassenden Bauvorhaben aus drückte, die in dem zu dieser Zeit modernen Barockstil zur Aus führung gelangten. Bis heute legen etwa das Stift Melk 23 oder das Stift St. Peter in Salzburg Zeugnis von dieser Entwicklung ab. Die Architekten orientierten sich bei diesen als Herrschaftsresi denzen ausgelegten Bauten häufig an den Formen des Escorial, des Königlichen Sitzes Sankt Laurentius von El Escorial, der mo numentalen Schloss- und Klosteranlage König Philipps II. von
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