Leseprobe
182 38 Rupertus Tuitiensis De officiis divinis Ostmitteldeutschland (Benediktinerkloster Pegau ?), um 1152–1168 moderner Pappeinband mit Marmorpapier überzug aus den 1850er Jahren, Dedikations bild (Federzeichnung in Tintenfarbe, Weiß und Rot), Spaltleisteninitialen in Rot, teilweise mit Grün koloriert, rubriziert, 32×21 cm Universitätsbibliothek Leipzig, Ms 1506 Die wohl nach Ausweis der Schrift im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts entstandene Handschrift Ms 1506 überliefert den Text »De officiis divinis« (»Der Gottesdienst der Kirche«) des Rupertus Tuitiensis (Rupert von Deutz). Dieser wirkte im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts und verfasste nicht nur zahlreiche Bibelkommentare, sondern war von 1121 bis 1129 Abt des Benediktiner klosters Deutz bei Köln, wo er versuchte, die monastische Reform nach dem Vorbild der Siegburger Observanz voranzutreiben. Text und Autor waren zur Zeit der Entstehung der Handschrift also durchaus aktuell. Der Federzeichnung, die gleich zu Beginn der Handschrift auf Blatt 1r angebracht wurde und über die Hälfte der Seite einnimmt, kommt für die Entstehungs- und Provenienz geschichte des Bandes eine besondere Bedeutung zu: Es handelt sich um ein Dedi kationsbild, in dem Christus im Bildtypus des Pantokrators als Ausgangspunkt aller heilge schichtlichen Handlung auf einem Thron sitzt. Links neben ihm steht der heilige Jakob, Patron des Pegauer Klosters, mit Kreuznim bus. Ihm zu Füßen befindet sich Heinrich, dritter Abt des Klosters, der ihm von 1152 bis 1163 vorstand, sich Jakob im Gebets- oder Bittgestus zuwendend. In Verbindung mit dem ebenfalls auf Blatt 1r eingetragenen sie benzeiligen Widmungsgedicht und einem auf den Blättern 59v und 60r angebrachten Schenkungsvermerk »Sancto Iacobo apostolo Heinricus abbas« (»Abt Heinrich [schenkt] [dieses Buch] dem heiligen Apostel Jakob [d. h. dem Benediktinerkloster St. Jakob in Pegau]«) ist das Bild gut zu entschlüsseln: Demnach wurde Ms 1506 im Auftrag von Abt Heinrich angefertigt und dem Kloster gestif tet. Wie groß genau der zeitliche Abstand zwischen Entstehung der Handschrift und ihrer Stiftung ist, lässt sich nicht mit Sicher heit sagen. Allzu groß dürfte er nach Ausweis von Schrift und Bild allerdings nicht sein; auch ist es möglich, dass der Codex im Pegauer Klosters selbst entstanden ist. Während der Amtszeit des Abtes Windolf (1101–1152) hatte das Pegauer Kloster eine große Blütezeit erlebt. Sein Nachfolger Heinrich versuchte, die Bemühungen um das Kloster und die Klosterbibliothek fortzuset zen. Dass dabei der erwähnte Schenkungs vermerk auf den Blättern 59v/60r in dersel ben Art und Weise verzeichnet ist wie die Einträge, die der Pegauer Abtei von Windolf gestiftet wurden, zeigt, wie sehr Windolf noch als vorbildhafter Bezugspunkt präsent war (vgl. Kat.-Nr. 36). | KS Literatur Schmidt, Ludwig: Beiträge zur Geschichte der wissen schaftlichen Studien in sächsischen Klöstern, 2. Grün hain, Buch, Pegau, Chemnitz, Thomaskloster in Leipzig, Dresden 1897, S. 16; Mackert, Christoph/Märker, Almuth/Sturm, Katrin: Kurzerfassung der mittelalterli chen Handschriften der Universitätsbibliothek Leipzig im Signaturenbereich Ms 1114 – Ms 1715, Cod. Haen., Ms Thomas, Ms Gabelentz und Ms Apel, Beschreibung zu Ms 1506, Beschreibung verfügbar unter: www.manu scripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31581282 (letzter Zugriff am 5.7.2018); Digitalisat der Handschrift verfügbar unter: https://digital.ub.uni-leipzig.de/object/ viewid/0000004436 (letzter Zugriff am 5.7.2018). 38 s
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