Leseprobe

33 GWENDOLIN KREMER Die Bedeutung von Landschaft und Architektur im Werk von Karlheinz Georgi Wo Architektur (künstlerisch) erfasst wird, ist die Landschaft nicht weit. Gebauter Raum bedarf eines Umraums, der die Architektur einfängt und umgibt, definiert und kontextuali- siert, schlussendlich verortet. Die Landschaft selbst, schon in der Antike oft bloßes »Beiwerk« oder den Gattungen Historienbild und Portrait nachgeordnet, galt lange als Staffage oder Schmuck. Der Darstellung von Landschaft können vielfältige Bedeutungen zugesprochen werden, die in komplexer Form Bildinhalt und Bildwirkung verstärken und beeinflussen. 1 Mit der Etablierung von Landschaft als eigenständiger, auch selbstbewusster Gattung mit dem Beginn der Moderne um 1800 setzt, unter anderem auch in Sachsen und Böhmen mit der Romantik und in der Tradition des Landschaftsgemäldes im europäischen Barock, eine neue Bildpraxis ein. Die sich um Caspar David Friedrich, Johan Christian Dahl und seinen Nachfolgern, über die Künstlergruppe DIE BRÜCKE bis zur Dresdner Malschule in der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts regionalspezifisch etabliert und eigene Ausdrucksformen und künstlerische Entsprechungen für diese Gattung findet. Karlheinz Georgi, der 1952 in Dresden das Studium der Architektur an der Abteilung für Architektur der Technischen Hochschule (TH) Dresden aufnahm, sind all diese Entwick- lungen und Künstlervorbilder relevant. Doch dazu später. Ausschlaggebend für den damals 18-jährigen Studienanfänger waren die Prägungen in seiner Kindheit und Jugendzeit, die Förderung und Unterstützung zum künstlerischen Arbeiten selbst, die er schon in seiner erzgebirgischen Heimat erfuhr: »Eine ausgeprägte visuelle Neugier und eine elementare Freude, vertraute und noch mehr unbekannte Bilder und Objekte wahrzunehmen, spüre ich seit meiner Schulzeit. Dabei gab es kaum einen Intensitätsunterschied zwischen dem Erlebnis einer Abbildung oder Reproduktion und dem konkreten Erfassen einer Gegenständlichkeit. Der Wunsch, diese Dinge zu beobachten und auch zu ›besitzen‹, führte mich früh zu Versuchen von zeichnerischen und farbigen Nachbildungen. Von da an war der Schritt nicht weit, auszu- probieren, ob man selbst in der Lage sei, etwas Ähnliches zu schaffen. Das war absolut naiv gedacht und empfunden, aber als Zwölfjähriger war ich beseelt davon. Es bereitete mir enorme Freude, zu zeichnen, zu malen oder primitive Modelle nach Architekturen zu bas- Vor der Kathedrale Dresden, 1978 Öl auf Leinwand · 61 × 55 cm

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