Leseprobe

34 teln. Diese Freude und der sinnliche Reiz; in dieser Weise produktiv tätig zu sein, ist auch bis heute die Triebfeder meiner künstlerischen Arbeit für baugebundene Aufgaben, für Grafik und Malerei. Ein glücklicher Umstand lag darin, dass mich meine Lehrer von der Grundschule bis zum Ende meines Studiums dazu in ungewöhnlicher Weise bestärkten.« 2 Noch im Erzgebirge, in Zwickau, besuchte Georgi ab 1948 die dortige Mal- und Zeichen- schule und erhielt Unterricht bei der aus Riga stammenden Künstlerin Tatjana Lietz (1916– 2001), die ab 1945 bis zu ihrem Tod in Zwickau lebte und arbeitete. Spezialisiert auf Por- traitmalerei widmete sie sich gleichermaßen Darstellungen von Blumenstillleben und Landschaftsimpressionen, die in spätimpressionistischer Manier die Auflösung von Gegen- stand und Umraum erforschten. Neben Kursen bei Lietz belegte Georgi auch Unterricht bei demMaler und Grafiker Karl Michel (1885–1966), der ab 1948 an der Mal- und Zeichenschule als Dozent, und später als ihr Leiter wirkte. Michel, der über eine Ausbildung zum Elektromechaniker zur Kunst gelangte, hatte in Leipzig, seiner Heimatstadt, und in Berlin Bildende Kunst studiert. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lehrte Michel als Professor für Grafik an der Akademie der bildenden Künste Berlin-Charlottenburg. Nach der Zerstörung seines Frühwerks im Krieg widmete er sich dann vorrangig der Gestaltung von Exlibris-Kunst und seiner Lehrtätigkeit in der frühen DDR. Diese frühe Ausbildung in zwei- und dreidimensionalem Gestalten, eine unbedingte Förderung von Kreativität und künstlerischem Ausdruck, die Heranführung an druckgrafi- sche Techniken unter der Obhut von Karl Michel, statten den jungen Studenten mit den besten Voraussetzungen für sein Studium – gerade an der TH in Dresden – aus. Vor dem Hintergrund der sich wieder und neu etablierenden Abteilung Architektur, der Berufung des Malers Georg Nerlich (1892–1982) schon 1948 als Professor für Malen und Grafik, des Bildhauers Reinhold Langner (1905–1957), 1949 erst als Lehrbeauftragter, ab 1952 dann als Professor für Bauplastik, im Umfeld der freien Dozenten Karl-Heinz-Adler (*1927) und Friedrich Kracht (1925–2007) im Fach Bauplastik und Aktzeichnen sowie Alfred Ernst Mühler (1898–1968), Professor für Raumkunst, Helmut Trauzettel (1927–2003), Professor mit Lehrauftrag für Elementares Gestalten, präsentierte sich die Architekturausbildung stark künstlerisch ausgerichtet. Führt man sich Karlheinz Georgis Ausbildung in Zwickau aber- mals vor Augen, wird deutlich, wie sich für den mit großen Erwartungen und Plänen gestarteten Studenten aus dem Erzgebirge die akademische Welt darbot und welche Reize und Möglichkeiten ihm die Residenz- und Kunststadt Dresden zwischen Trümmern und Aufbau bot. Der Bauboom auf dem Campus zwischen Helmholtzstraße und Zelleschem Weg ver- mittelte wohl eine ungeheure Euphorie, die sich mit Sicherheit auch in der Abteilung Archi- tektur und bei ihren Mitarbeitenden widerspiegelte, waren die damaligen Hochschullehrer doch nahezu alle in das umfangreiche und gewaltige Bauvorhaben in irgendeiner Weise eingebunden. Georg Nerlich, Professor für Malen und Grafik, undatierte Fotografie

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